VF 009 (Sendung vom 28.06.1966)
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Filmfälle
Falsche Hausprüfer
- Details: Zwei "großstädtisch gekleidete" Männer fahren bei altem Bauernhof des Ehepaars Brettschneider vor; stellen sich als Mitarbeiter des Kreisbauamts vor; Haus sei baufällig und müsse abgerissen werden; Gemeinde zahle aber gute Entschädigung und komme für den Umzug auf; einer der Männer zückt Hunderter, um 50 DM Umzugs-Vorschuss auszuzahlen; Hertha Brettschneider wird um Wechselgeld gebeten, wodurch sie Geldversteck offenbart; zweiter Täter lässt sich von Ehemann das Dachgeschoss zeigen. Der andere Mann beschäftigt Hertha in der Küche mit Versandhauskatalog, aus dem sie sich als "Trostpflaster" was Schönes für 600 DM aussuchen soll. Während Hertha im Katalog das Angebot an TV-Geräten studiert, leert Täter die Geldbüchse der alten Leute; anschließend haben es die Täter eilig; von Hertha ausgesuchter Fernseher komme nächste Woche, außerdem dann Post vom Landratsamt. Während die Täter bei der Abfahrt die Scheinchen zählen, freut sich Hertha auf einen "Fernseher mit dem zweiten Programm". Anschließend folgen Filmeindrücke aus der "Ermittlungskommission Trickdiebe-Land", über die Ede aus dem Off Fun Facts referiert: 12 bis 14 Arbeitsstunden keine Seltenheit; jede Vernehmung wird in neunfacher Ausfertigung geschrieben; Beamte sind im ersten halben Jahr 80.000 Kilometer zu Ermittlungen und Vernehmungen gereist; schon festgenommene Bandenmitglieder sitzen in acht verschiedenen Gefängnissen, damit sie sich nicht absprechen können; Ermittler haben Familien-Bindungen "der weitverzweigten Sippen" im Blick; große Tafeln geben Aufschluss über verwendete Maschen, Verkleidungen und Fahrzeuge.
- Darsteller: Gerhard Kauffmann als Kreisbauinspektor #1, Karl Brückel als Herr Brettschneider, Reinhard Musik als Kreisbauinspektor #2, Lore Schubert als Hertha Brettschneider
- Zitate: "Keine Angst, Muttchen. Die Gemeinde bezahlt alles!" Ede: "Die Männer gehören zu einer vielköpfigen Bande von Trickdieben, deren Mitglieder sich aus mehreren Landfahrersippen rekrutieren.", "Bei Hauptkommissar Theo Schweinsmann liegen die Haftbefehle stets griffbereit."
- Besonderheiten ZIG als Ortskennung im Fahrzeugkennzeichen der Täter (Altkreis Ziegenhain, Kreis existierte bis 1973, vgl. hier, man scrolle bis Z runter). Anachronistisch wirkender Filmfall: Nachdem die angeblichen Herren vom Kreisbauamt den Brettschneiders mitteilen, dass sie ihr Haus verlieren und umziehen müssen, haben die Eheleute nicht eine Frage oder einen Einwand. Das Urteil "Haus ist baufällig und muss abgerissen werden" wird klaglos hingenommen. Stattdessen freut sich Hertha über in Aussicht gestelltes Fernsehgerät für die Unannehmlichkeiten. Im Fall auch konkrete Personenfahndungen.
- Bewertung: ***
Einspannbetrug
- Details: Am Rande der Internationalen Fachmesse Düsseldorf wird selbst in Nachtlokalen meist nur über Geschäfte gesprochen. Dr. Frisch, Stuttgarter Fabrikant von Übersetzungsgetrieben, erhält dort gewinnträchtigen Tipp von österreichischem Industriemakler Radschinowitz. Besonders reizvoll dabei: Ertrag könne am Fiskus vorbei im Ausland angelegt werden. Radschinowitz kenne steinreichen brasilianischen Kaffeeproduzenten, der in alteuropäische Kunst vernarrt sei. Bei passender Inszenierung durch Dr. Frisch könnten ihm dabei weit überhöhte Verkaufspreise abgeluchst werden. Fabrikant soll sich von Münchner Kunsthändler einige Holländer aus 17. Jahrhundert zur Ansicht ausleihen; dann will Radschinowitz den Brasilianer entsprechend mit ihm in Kontakt bringen, gegen Gewinnbeteiligung von 30 Prozent. Dr. Frisch willigt ein und erhält von Kunsthändler Oberhorner leihweise vier Gemälde mit verbindlicher Kaufoption für 250.000 DM. Radschinowitz schlägt vor, diese noch intern schätzen zu lassen, bevor der Interessent aus Südamerika kommt. Vom Österreicher besorgter Sachverständiger taxiert Werke daraufhin auf 400-500.000 DM. Plantagenbesitzer Coracera ist hingerissen ("Diese Farben! Diese Linie!"), will Dr. Frisch halbe Kaffeeernte für Gemälde übereignen. Dieser verlangt statt dessen 750.000 DM in Geld. Brasilianer will mit eigenem Gutachter aus Frankfurt wiederkommen; der stellt Echtheit der Gemälde fest und schätzt Sammlung auf 500-550.000 DM, eventuell mit weiterem Potential auf amerikanischem Markt. Letztlich einigt man sich auf Verkauf für 600.000 DM. Herr Coracera leistet spontane Anzahlung von 1.500 Dollar, um Geschäft perfekt zu machen. Danach erscheint plötzlich Kunsthändler Oberhorner bei Dr. Frisch und will Bilder zurückhaben. Fabrikant besteht jetzt aber auf verbindlichem Kaufangebot und stellt Oberhorner sofort Scheck über 250.000 DM aus, der auch umgehend eingelöst wird; danach hört er von keinem Beteiligten mehr etwas. Als Gegenleistungen bleiben ihm nur kleine Anzahlung sowie Bilder, die zusammen laut späterer Prüfung lediglich 5.000 DM wert sind. Österreicher, Brasilianer, Kunsthändler und beide Sachverständigen steckten alle unter einer Decke, um Dr. Frisch zur Ausstellung des Schecks zu bewegen.
- Darsteller: Hans Schulze als Industriemakler Radschinowitz, Alfred Mendler als Dr. Frisch, Karl Fürstenberg als Herr Oberhorner, Fritz Gehlen als Herr Coracera
- Zitate: "Finanzamt?! Um Gottes Willen! Erinnern Sie mich bloß nicht daran!"; "Ja und wie wollen Sie dabei ins Geschäft kommen? Handeln Sie auch mit Öl auf Leinwand?" "Nein, Herr Doktor! Sehe ich so aus?"; "Also ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob das an diesem Whisky liegt, aber ich habe immer noch nicht begriffen, worauf Sie eigentlich hinaus wollen."; "Was würden Sie für einen Taxwert festsetzen, wenn die Bilder zur Auktion kämen?"; "Vier Werke, einen Cuyp, einen Bijlert, einen Olis und einen Verschuring ... mit ca. 400'000 Mark könnte man wohl rechnen."; "Ach, diese Farben, diese Linie! Sie müssen mir geben, ich gebe Ihnen alles, was Sie wollen. Sie bekommen halbe Ernte, beste Qualität!"; "Also gut, sollte sein. 600'000 Mark!" "Oh, Doktore, ach Sie sind mein Wohltäter!"
- Bewertung: *** Klassiker
- Besonderheiten: Für die Masche existiert die Alternativbezeichnung "Einsponbetrug", so auch von Ede in der Einleitung verwendet. Aufwendig mit verteilten Rollen inszenierter Schwindel im Sinne eines sog. "Big Con" oder "Long Con" (vgl. auch den Hollywood-Film "Der Clou" von 1973). Bei den gezeigten Gemälden handelt es sich um "Ziehen an der Brezel" von Jan van Bijlert (c. 1630; seit 1970 im Centraal Museum, Utrecht; von Off-Ede als "Die Brezelesser" bezeichnet), um ein Interieur mit Musikgesellschaft von Jan Olis (1633; seit 1920 in der National Gallery, London; im Film und hinter Ede noch zu sehen mit inzwischen entfernter Knabenfigur im linken Hintergrund), um das Portrait einer Dame im schwarzen Kleid von Aelbert Cuyp sowie um das Bild einer rastenden Jagd- oder Reisegesellschaft von Hendrick Verschuring.
Provozierte Unfälle
- Details: Alltägliche Verkehrsunfälle werden provoziert, Zeugen finden sich auch immer, die alles gesehen haben. Schrottautos werden genutzt und notdürftig hergerichtet, Versicherungen zahlen alles
- Zitate: "Herr Wachtmeister, das hab' ich ganz genau gesehen, die Frau hat schuld! Der Wagen ist von rechts gekommen. Er hat die Vorfahrt gehabt und sie hat sie mißachtet."; Off-Ede: "Der junge Mann und auch der Zeuge, der ihm so lautstark zur Hilfe kam, gehören einem Verbrecherring an, der bei Altwagenhändlern schrottreife Fahrzeuge kauft, um damit Unfälle zu provozieren, bei denen sie nach den Buchstaben der Straßenverkehrsordnung als Opfer fremder Fahrlässigkeit erscheinen."
- Bewertung: ***
Experiment: Maschinenkauf auf fremde Rechnung
- Details: In kleine Geschäfte gehen, eine Kleinigkeit kaufen und ein größeres Geschäft in Aussicht stellen, bitte um Mitnahme einer größeren Maschine zur Ansicht. Der erste Versuch misslingt, doch in weiteren Versuchen wird das auch ermöglicht, ohne die Legitimation gründlich zu überprüfen.
- Bewertung: ***
Bemerkungen
- Sendung beginnt mit konkreten Personenfahndungen, die am Ende von Filmfall 1 noch mal wiederholt werden.
Vorherige Sendung: VF 008 (Sendung vom 22.03.1966)
Nächste Sendung: VF 010 (Sendung vom 27.08.1966)
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