VF 048 (Sendung vom 15.10.1975)
(Weitergeleitet von VF 048)
Filmfälle
Eigenheim fast geschenkt
- Details: Mitte der 1970er desolate Lage auf dem Wohnungsmarkt: 250.000 unverkaufte Neubauwohnungen, hingegen noch großes Interesse beim Bau von Einfamilienhäusern; Bauarbeiter oben ohne; Firma "Billig-Bungalow" preist auf Ausstellung Eigenheim für 7.000 DM Einmalzahlung und monatliche Rate von 300 DM an; kein Eigenkapital nötig; Familie Bode aus Wiesbaden sehr interessiert; Grundstücke können vermittelt werden; direkt ins Beratungsgespräch; Vertreter erkärt "Mietkaufplan" über 20 Jahre; in den letzten beiden Jahren nur noch Rate von 20 DM zu zahlen; insgesamt rund 70.000 DM; Mann verhalten skeptisch; Haus durch Großserie und "neue Werkstoffe und Bausysteme" so billig und komplett schlüsselfertig; wenige Tage später kommt Bezirksdirektor noch mal zur Finalisierung des Geschäfts bei Bodes vorbei; wird immer nur bei der Anzahlung präzise, bei allen anderen Zahlungen ist er von "erstaunlicher Großzügigkeit"; Herr Bode fragt nach Referenzhaus und spricht damit, ohne es zu wissen, wunden Punkt der angeblich weltweit operierenden Firma an; Bezirksdirektor wickelt ihn aber wieder ein – "Sie kennen das Haus ja jetzt in- und auswendig!"; Frau Bode zahlt Stapel Tausender auf Postscheckkonto der Firma ein; dann Monat für Monat 300 DM – nur für die Hoffnung.
- Darsteller: Bernd Schäfer als Unternehmer, Kai Kraus als Joachim Bode, Barbara Pierson als Frau Bode, Walter Flamme als Vertreter, Gerhard Retschy als Bezirksdirektor
- Zitate: "Ich will Sie um Gottes willen nicht überreden, wir sind ein seriöses Unternehmen!"; "Ich würde an Ihrer Stelle jetzt sofort abschließen, damit die 3 Jahre möglichst bald um sind!"; "Also schön, ich glaub schon, dass wir alles richtig machen."
- Bewertung: **
- Besonderheiten: Zu Beginn des Filmfalls sind mehrere nicht fertig gestellte Immobilienprojekte zu sehen, unter anderem auch der Sonnenring im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen, der Teil des Helaba-Skandals war.
Schreibfehler auf dem Bauschild: HIER ENSTEHEN EINFAM. HÄUSER
Schauspieler Bernd Schäfer, der im Filmfall den Unternehmer gibt, spielte in den 1970er Jahren in der Tatort-Reihe den Vorgesetzten Karl Scheffner des Kommissare-Duos Heinz Haferkamp (Hans-Jörg Felmy) und Willi Kreutzer (Willy Semmelrogge).
Zeile 2 im Mietkaufplan muss lauten „4. – 7. Jahr“, da die Sparrate, wie erläutert wird, in den ersten 3 Jahren 300 DM beträgt.
Nach dem Filmfall spricht Ede im Studio mit Helmut Eichelgrün, Chefredakteur einer bekannten Fachzeitschrift und Experte für Fertigbau. Er zeigt auf, warum hinter einem solchen Angebot nicht mehr steckt als "eine blühende Fantasie":
- Wie kann eine Firma, die angeblich mit dem Pfennig kalkuliert, in Anzeigen ihren Vertretern einen Monatsverdienst von 10.000 DM versprechen?
- Niedriger Preis soll für eine Großserie von 4.000 Häusern kalkuliert sein. Um sie zu bezahlen, müsste Firma rund 150 Mio. DM aufbringen. Sie dürfte nicht einmal einen Bruchteil davon haben. Es sei also davon auszugehen, dass Firmen gar nicht bauen, sondern Anzahlungen und über mehrere Jahre monatliche Raten kassieren wollen. Dann werde das Geld beiseite geschafft und Konkurs angemeldet.
Das Doppelleben eines Hellsehers
- Details: Mysteriöser Mann kassiert laut Ede mit "metaphysischer Masche" jeden Monat Honorare, für die ein Normalbürger ein ganzes Jahr lang arbeiten müsse; Hotel Hunsrücker Hof; Hellseher Cirro, der Meister der Handlesekunst; voller Warteraum im Hotel; Mitarbeiter Cirros hört Gespräche der Wartenden ab und erfährt so Details aus deren Leben und Sorgen; gibt Infos kurz vor Séance an Cirro weiter; dieser trifft deshalb oft ins Schwarze; Anzug und große Fliege; Geld für Sitzung vorab in die Schublade; fragt im Laufe der Sitzung Frau nach Schmerzen und sieht Verschlimmerung voraus; bietet Vorbeugung mit einem neu entwickelten Vibrationskissen an; kennt zufällig Adresse des Herstellers; notiert sie auf Zettel, der der Bestellung beigelegt werden soll; Frau bestellt Kissen für 278 DM; Hellseher Cirro ist in Wirklichkeit Herr Wenzel, einer der erfolgreichsten Außendienstmitarbeiter des Unternehmens; kassiert bei Besuch in der Firma mehr als 4.000 DM Provision
- Darsteller: Ursula Vogel als Kundin, Ingeburg Kanstein als Angelika Schreiner, Hanns Gosslar als Kunde, Werner Cartano als Cirro/Herr Wenzel, Rolf Jahncke als Chef
- Bewertung: **
- Besonderheiten: Ede überlegt, ob es eine Konsequenz unserer "zunehmend materiell orientierten Zeit" ist, dass sich "immer mehr Menschen mit der Frage beschäftigen, ob es nicht doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als wir gemeinhin wahrhaben wollen." Mit einer ähnlichen Masche hatte in "Vorsicht Falle" vor drei Jahren schon ein angeblicher Yoga-Lehrer überteuerte Diät-Produkte verkauft.
Tatort Telefonzelle
- Details: Täter ruft von Telefonzelle aus mehrere Läden an, darunter Radio- und Fernsehgeschäfte, gibt sich als Mitarbeiter einer ortsansässigen Firma aus und zeigt sich an höherwertigen Produkten interessiert. Kündigt jeweils an, Mitarbeiter „Herrn von Kaunitz“ für Auswahl und Kauf vorbeizuschicken. Mit derselben Masche fädelt Täter auch den Leih eines Lieferwagens ein, den er tags darauf mit Vollmacht eines am Ort ansässigen Unternehmens anmietet. Mit dem Transporter holt er anschließend jeweils bei den zuvor angerufenen Geschäften teure Ware ab. „Herr von Kaunitz“ legt dabei jeweils Vollmacht eines anderen Unternehmens vor. Danach taucht er unter. – Tage später trudeln Rechnungen der abgeholten Waren bei den jeweiligen Unternehmen ein, die diese nicht bezahlen, da sie keinem Kundenauftrag zugeordnet werden können. Ermittlungen der Polizei ergeben, dass Täter nicht aus den Unternehmen stammen, deren Briefpapier für die Vollmachten verwendet wurde. Des Rätsels Lösung: Täter besuchte zuvor in Stadt jeweils Druckerei und gibt vor, für die Firma seines Chefs neues Geschäftspapier auswählen zu wollen. Lässt sich Muster der Briefköpfe zeigen, die Druckerei für andere Firmen am Ort gesetzt hat. Täter gibt sich dann unentschlossen und bittet darum, die exemplarischen Briefbögen ausleihen zu dürfen – angeblich, um seinen Chef darüber entscheiden zu lassen. Stattdessen verwendet er dieses Briefpapier dann für die falschen Vollmachten.
- Darsteller: Fritz Hollenbeck als Fernsehverkäufer #1, Rolf Pulch als Herr von Kaunitz, Karl Stroth als Fernsehverkäufer #2, Luscha Wendt als Antiquitätenhändlerin, Will van Deeg als Herr Oberkron, Karl Heinz Hess als Kriminalpolizist, Kai Bronsema als Druckereimitarbeiter
- Zitate: "Wie komm' ich denn dazu? Was soll ich denn mit Tonbandgeräten?"
- Bewertung: ***
- Besonderheiten: Der Antik-Shop hat laut Notizzettel eine 5-stellige Telefonnummer, von Kaunitz wählt aber nur 4 Ziffern und die Verbindung steht. Ebenso hat er zuvor beim Anruf bei Radio Schneider 8 Ziffern gewählt, während auf dem Zettel eine 7-stellige Rufnummer notiert ist.
Ede weist darauf hin, dass es für Druckereien unangenehme Folgen haben kann, wenn sie offizielles Briefpapier von Kunden weitergeben
Experiment: Der falsche Kellner
- Details: Bernd Schröder reichen ein falscher Kellnerkittel, eine Speisekarte und ein großes Portemonnaie, um in einem vollen Biergarten ordentlich abzukassieren.
- Bewertung: *
- Besonderheiten: Edes guter Rat, bei dem er auch schmunzeln muss: "Schaun' Sie sich das nächste Mal den Kellner an, der Sie bedient!"
Bemerkungen
Vorherige Sendung: VF 047 (Sendung vom 25.06.1975)
Nächste Sendung: VF 049 (Sendung vom 26.11.1975)
Zurück zur Übersicht: Vorsicht Falle – Alle Sendungen