Sendung vom 24.08.2011
Sendung Nr. 449 | Moderation: Rudi Cerne |
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Filmfälle
Mordversuch an Uhrmacher
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Köln
- Beamter im Studio: Kriminalhauptkommissar Thomas Jansen
- 1. Tattag: 26. Juli 2010, gegen 23:30 Uhr
- 2. Tattag: 03. Dezember 2010, gegen 12:20 Uhr
- Details: Česká ČZ 75; halbautomatische Selbstladepistole; militärische bzw. polizeiliche Gebrauchspistole; gerät leider zum Teil auch in falsche Hände; in NRW zwei Verbrechen mit derselben Waffe; vom gleichen Schützen ist unwahrscheinlich; wurde vermutlich weitergereicht; Dortmund, 26. Juli 2010: alleinerziehende Mutter lebt mit ihrem 16-jährigen Sohn im Norden der Stadt; geraten ins Visier eines Verbrechers; Unbekannter schießt in die Fenster der Wohnung; Verwandter der alleinerziehenden Mutter hat sich mit Kriminellen eingelassen; Gelder der italienischen Baumafia unterschlagen; untergetaucht; Anschlag in Dortmund galt dem Verwandten als letzte Warnung; Schütze kann nicht ermittelt werden; Waffe taucht wieder auf bei einem anderen Verbrechen; Hürth; 100 km von Dortmund entfernt; älteres Ehepaar stammt aus Kasachstan; sind vor 20 Jahren nach Deutschland gekommen; Ehefrau ist Ärztin und betreibt eine eigene Praxis; Ehemann ist im Viertel bekannt; 66-Jähriger ist gelernter Uhrmacher; seit 10 Jahren Inhaber eines kleinen Geschäftes in Hürth-Efferen; verkauft Uhren und Schmuck; zwei Täter beobachten Geschäft; stürmen den Laden gegen 12:20 Uhr; bedrohen den Inhaber; Kampf; Schüsse fallen; Ladehemmung, als die Waffe auf den Kopf des Opfers gerichtet ist; brutal zusammengeschlagen; flüchten ohne Beute; Phantombild des Schützen; arabisches Aussehen;
- Zitate: „Ich glaube, es wird heute ein schöner Tag!“ - „Warum?“ - „Weil mein rechter Zeh juckt!“
- Darsteller: Mustafa Alin, Inka Calvi, Kevin Iannotta, Marco Schaaf, Hans-Jürgen Silbermann
- Sprecher: Leon Rainer
- Besonderheiten: Ladehemmung rettet dem Opfer das Leben, vgl. FF 2 der Sendung vom 22.08.1997
- Belohnung: 2.000 €
- Bewertung: *
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Vermisst: Lolita B.
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Trier
- Beamte im Studio: Kriminalhauptkommissar Wolfgang Schu, Eric Samel von der Staatsanwaltschaft Trier
- Tag des Verschwindens: 04. November 1982, gegen 13:00 Uhr
- Ort des Verschwindens: Feldweg in der Nähe von Scheid (Landkreis Vulkaneifel)
- Details: 18-jährige Lolita B. seit fast drei Jahrzehnten vermisst; August 1981: schicksalshafte Begegnung; lernt an einem Sommertag einen aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden, drei Jahre älteren Bauernsohn aus dem Nachbardorf Scheid kennen; wenige Wochen später sind sie ein Paar; soziale Unterschiede; Familie ihres Freundes missbilligt die Beziehung; Lolita B. stammt aus ärmlichen Verhältnissen; vier Geschwister; monatelang glückliche Beziehung; Freund soll Hof erben; seine Familie drängt auf eine Trennung; trennt sich im Sommer 1982 von Lolita; verkraftet die Trennung nicht; Suizidversuch am 24. Juni 1982; Intensivstation des nächsten Krankenhauses; beichtet ihrem Freund die Schwangerschaft; erhält im Spätsommer 1982 im rund 14 km entfernten Jünkerath eine Anstellung als Näherin; bezieht dort eine kleine Wohnung; bereitet sich in den nächsten Monaten intensiv auf das Kind vor; ihr Freund besucht sie fast jeden Tag, doch das Verhältnis ist nicht mehr wie früher; Vater des Freundes bietet Lolita B. Geld, um die Schwangerschaft abzubrechen; Vermieterin hört am 03. November nachts einen heftigen Streit in der Wohnung; arbeitet am Tag ihres Verschwindens bis mittags in der Firma; steigt gegen 13:00 Uhr in der Nähe von Scheid aus dem Auto ihrer Arbeitskollegin; die letzten Kilometer zu dem abseits gelegenen Dorf beabsichtigt sie, zu Fuß zurückzulegen; Verabredung mit dem Freund und dessen Vater auf deren Hof aufgrund der finanziellen Abfindung; spurlos verschwunden; Schwester findet Abschiedsbrief in der Wohnung; Kripo hält Suizid für unwahrscheinlich;
- Zitate: „Einige sagen, Lolita B. hat sich den falschen Mann ausgesucht." / „Die B. kommt mir nicht ins Haus!“
- Darsteller: Daniela Arden, Dennis König, Pola Jane O'Mara, Saskia Preil
- Sprecher: Michael Brennicke
- Belohnung: 5.000 €
- Bewertung: **
- Status: geklärt
Nachspiel
Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte in 30 Jahren keine Spur gefunden werden, die zur lebenden oder toten Lolita B. führte. Einzig im Februar 1983 wurde auf dem Friedhof in Stadtkyll Lolitas Schlüsselbund zufällig von einem (jugendlichen) Passanten gefunden. Stadtkyll liegt etwa 10 km östlich von dem Ort, an dem die 18-Jährige das Auto ihrer Arbeitskollegin verlassen hatte.
Der Fall Lolita B. wurde bei der zuständigen Kriminalpolizei in Trier geführt, die Akte - wie bei Kapitaldelikten üblich - nie geschlossen. So wurde der Fall Lolita B. im Jahr 2011 neuerlich untersucht und die Kripo fasste den Entschluss, den Vermisstenfall in "Aktenzeichen XY" zu präsentieren. Seitens des ermittelnden Kriminalhauptkommissars Wolfgang Schu und des Trierer Staatsanwalts Eric Samel wurde von Helfern bezüglich der Beseitigung von Lolitas Leiche ausgegangen. Daher appellierte man mit Hinweis auf die betagte Mutter von Lolita B. an das Gewissen eventueller Mitwisser und wies darauf hin, dass eine derartige Tatbeteiligung inzwischen verjährt sei.
Noch während der Ausstrahlung dieses Beitrages meldete sich eine weibliche Person bei der Polizei, die einen Hinweis auf einen Mitwisser des Verbrechens – einen engen Freund des Täters – offenbarte. Dieser Involvierte gab daraufhin bei einem Verhör zu, dem mutmaßlichen Täter seinerzeit bei der Beseitigung der Leiche geholfen zu haben. Es handelt sich dabei um den zu diesem Zeitpunkt 50-jährigen mutmaßlichen Täter – Lolita B.s damaligen Partner und Vater ihres Kindes, Josef K. – Er wurde am 09. September 2011 in Untersuchungshaft genommen.
Entsprechend den Angaben des besagten Mitwissers konnte nach einer zweiwöchigen Suche am 19. Oktober 2011 auf einer inzwischen stillgelegten Mülldeponie bei Dahlem-Frauenkron ein in Kunststofffolie verpacktes menschliches Skelett nebst Bekleidungsresten gefunden werden. Eine Untersuchung im Rechtsmedizinischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz brachte wenige Tage später anhand einer DNS-Analyse Gewissheit: Es handelte sich um die sterblichen Überreste der seit fast drei Jahrzehnten vermissten Lolita B.
Lolita B. und ihr ungeborenes Kind haben am 04. November 2011 in Berk nahe Frauenkron an der Seite ihres Vaters ihre letzte Ruhe gefunden.
Am 29. Dezember 2011 erhob die Staatsanwaltschaft Trier Anklage wegen Mordes, die Verhandlung begann am 06. März 2012. Der Angeklagte wurde am 11. Juni 2012 freigesprochen. Das Gericht stellte zwar fest, dass er für den Tod von Lolita B. verantwortlich sei, wertete die Tat jedoch, da sichere Mordmerkmale nicht nachzuweisen waren, rechtlich als Tatbestand des Totschlag, welcher als solcher inzwischen verjährt sei. Totschlag umfasst eine Verjährungsfrist von 20 Jahren, somit galt die Tat seit dem 04. November 2002 als verjährt.
Bereits vier Wochen später, in der Folgesendung, wird über die Klärung des Vermisstenfalles berichtet.
Siehe auch:
- Aktenzeichen XY… Unvergessene Verbrechen 05: Tödliche Liebe – Podcast vom 27.10.2022
(Zu hören sind dort Lolitas ältere Schwester, Kommissar Wolfgang Schuh und der Strafverteidiger Alexander Stephens.) - Mordfall Lolita B. nach 29 Jahren durch XY aufgeklärt – Artikel aus der Welt vom 09.09.2011
- Fall Lolita B.: Polizei findet Knochen auf ehemaliger Müllhalde – Artikel aus dem Spiegel vom 19.10.2011
- Fall Lolita B.: Landwirt wegen Verjährung freigesprochen – Artikel aus dem Abendblatt vom 11.06.2012
- Lolita B. – Wikipedia
XY-Preis
- Kandidat: Damir S.
- Tattag: 16. März 2010, zwischen 17:00 und 18:00 Uhr
- Details: Kandidat ist verheiratet und dreifacher Familienvater; Schweißer fährt täglich mit der Bahn zur Arbeit und wieder zurück nach Hause; plötzlich stürmen zwei jüngere Männer das Abteil; beleidigen sich gegenseitig; stark betrunken; beleidigen einzelne Fahrgäste; keiner traut sich, etwas gegen das Verhalten der Männer zu unternehmen; konzentrieren sich auf einen älteren Mann; beleidigen ihn; werden aggressiv; einer der Täter zückt ein Messer; Damir S. greift ein und entwaffnet den Täter mit der Hilfe des Opfers; verständigen Polizei; keiner der Fahrgäste hilft den beiden; Haupttäter einschlägig bekannt; hatte 3,3 Promille Alkohol im Blut; acht Monate Haft sowie Einweisung in eine Entziehungsanstalt;
- Zitate: „Das war schade gewesen, dass da keiner geholfen hat. Da waren viele, die hätten helfen können.“
- Darsteller: Peter Kollmann, Matthias Manz
- Sprecher: Leon Rainer
- Bewertung: **
Nachspiel
Überfall auf Leihhaus
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Berlin
- Beamtin im Studio: Kriminalhauptkommissarin Gabriele Jobst
- Tattzeit: 10. Februar 2011, gegen 13:30 Uhr
- Tatort: Berlin-Charlottenburg, Kaiser-Friedrich-Str. 53
- Details: Berlin, Oktober 2010: ein junger Unternehmer möchte "Leihhaus Charlottenburg" übernehmen und sieht sich das Geschäft an; Vergabe von Pfandkrediten sowie Ver- und Ankauf von Wertgegenständen, u. a. Gold, Schmuck, Münzen und Antiquitäten; etliche Sicherheitsvorkehrungen; mehrere Kameras; Panzerglas; Eingangstür ist stets verschlossen und muss per Knopfdruck geöffnet werden; Alarmknopf unter den Tresen; der junge Unternehmer übernimmt das Geschäft; als Mitarbeiter stellt er einen alten Bekannten ein, dem er im Umgang mit der wertvollen Ware voll und ganz vertrauen kann; Geschäft entwickelt sich gut; vier Monate später ein Überfall; einer der Täter, nur mit Basecap maskiert, klingelt; als er hereingelassen wird, stürmt ein maskierter Komplize hinzu; Eingangstür wird aufgehalten; Vitrinen werden aufgeschlagen und Münzen sowie Schmuck und Antiquitäten geraubt; als der Mitarbeiter vorsichtig über die Tresen blickt, schießt einer der Täter aus nächster Nähe; Mitarbeiter unversehrt; schnelles/zielstrebiges Vorgehen; Bilder aus Überwachungskamera werden gezeigt.
- Zitate: „Wer einmal drin ist, kommt nicht wieder heraus – es sei denn, Sie lassen ihn!“
- Darsteller: Lutz Bembenneck, Thomas Czerniejewski, Tim Vetter
- Sprecher: Leon Rainer
- Belohnung: keine Angaben
- Bewertung: **
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Tod nach Überfall ("Kieler Wochen")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Kiel
- Beamter im Studio: Kriminalhauptkommissar Stephan Post
- Tatzeit (u. a.): 12. September 2010, gegen 02:00 Uhr
- Tattag (u. a.): 23. Februar 2011
- Tatort: Kiel-Schilksee
- Details: ruhiger Stadtteil Schilksee bekannt durch sein Olympiazentrum und durch die größte Segelregatta der Welt, der "Kieler Woche"; überdurchschnittlich viele alte Menschen wohnhaft; seit September 2010 Raubserie auf ältere Menschen; 12. September 2010: älteres Ehepaar; Einfamilienhaus; Seniorin wacht gegen 02:00 Uhr auf; kippt Fenster zum lüften; Ehemann schläft tief; zwei maskierte Männer dringen über das gekippte Fenster ein; überwältigen ältere Frau; erbeuten wenige 100 €; Opfer rührt sich vor Angst vier Stunden nicht; diesem Überfall folgen weitere in Kiel-Schilksee; intensive Polizeistreife; Raubserie reißt für vier Monate ab; Februar 2011: 82-Jährige Hedwig K. und Ehemann Gerhard K.; wohnen seit 1990 in dem Mehrfamilienhaus; 23. Februar: unbekannter Anrufer; möchte mit Hedwig K. sprechen; Ehemann lehnt ab und legt auf; erneuter Anruf; Unbekannter gibt sich als Polizist aus; angeblicher Einbruch in Garage; keine Aufbruchspuren an der Garage; Falle; Ehemann wird von den zwei maskierten Tätern überwältigt; gelangen so in die Wohnung der Opfer; 82-Jährige erleidet einen Asthmaanfall; erstickt qualvoll; Beute: 1.000 €; Raubserie von mindestens vier Taten
- Zitate: „Meine Frau ist schwer asthmakrank! Sie braucht einen Arzt! Macht mich bitte los!“
- Darsteller: Hildegard Krost, Astrid Polak (auch Astrid Bernsdorff), Erich Will
- Sprecher: Leon Rainer
- Belohnung: 5.000 €
- Bewertung: ***
- Status: geklärt
Nachspiel
Nach der bis dato größten DNA-Reihenuntersuchung in der Kriminalgeschichte Schleswig-Holsteins, bei der 3000 Männer im Alter zwischen 16 und 35 Jahren aus den nördlichen Kieler Stadtteilen von der Polizei zur Abgabe einer Speichelprobe aufgefordert waren, konnte die Serie von Raubüberfällen auf ältere Menschen im Norden Kiels aufgeklärt werden. Einer der beiden Täter, ein 31-jähriger Deutscher, wurde persönlich von der Polizei zur Abgabe seiner Speichelprobe gebeten, andernfalls hätte man ihn mit einem richterlichen Beschluss dazu nötigen können.
Nachdem die Speichelprobe des 31-Jährigen ausgewertet worden war, konnte dessen Täterschaft an der Raubserie und insbesondere am tödlich verlaufenden Überfall auf ein älteres Ehepaar im Februar 2011 eindeutig belegt werden. Tiefergehende, intensive Ermittlungen führten zudem zu seinem 23-jährigen Komplizen, bei welchem es sich um den kleinen Bruder des 31-Jährigen handelt. Am 21. August 2012 erfolgte der Zugriff: Der 31-Jährige wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Kiel, sein 23-jähriger Bruder an seiner Arbeitsstelle in Sachsen festgenommen.
In den anschließenden Verhören zeigte sich das Brüderpaar geständig - neben dem tödlich verlaufenden Überfall auf das Ehepaar Hedwig und Gerhard K. gestanden sie noch vier weitere Raubüberfälle. Die Kripo ging bisher von drei weiteren Raubüberfällen seitens des Duos aus, sodass einer der vier weiteren Raubüberfalle nur durch die Geständnisse der beiden jungen Männer aufgeklärt werden konnte. Als Motiv nannten beide ihre Spielsucht und die daraus resultierenden finanziellen Schwierigkeiten. Ihre Masche war stets gleich: Sie klingelten an der Wohnungstür der Opfer oder drangen durch offen stehende Fenster ein. Beim ersten Raubüberfall erbeuteten die Männer in der Wohnung eines demenzkranken 75-Jährigen 40.000 €. In den anderen Fällen waren es laut der Ermittler zwischen 45 und 1000 €, dazu kamen Münzen, EC-Karten und Sparbücher. Der 31-Jährige soll dabei stets mit einer Softair-Waffe ausgerüstet gewesen sein.
Anfang 2013 folgte der Prozess gegen das Brüderpaar aufgrund mehrfachen schweren Raubes sowie schweren Raubes in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung. Vor Gericht wiederholten die beiden Brüder ihre bereits getätigten Geständnisse, bestritten jedoch eine Mitverantwortung am Tod der 82-jährigen Hedwig K. Ihnen sei die akute Atemnot der 82-Jährigen erst bewusst geworden, als diese bewusstlos zu Boden gesackt sei. Der Witwer, der neben seinem Sohn als Nebenkläger in dem Prozess auftrat, bestritt diese Version vehement - er habe die Täter mehrfach vergeblich angefleht Hedwig K. ihr Inhalationsgerät überreichen zu dürfen. Zudem sei das Gesicht der 82-Jährigen zuvor schon blau angelaufen. Im August 2013 verurteilte das Kieler Landgericht die beiden Brüder schließlich zu zwölf bzw. elf Jahren Haft, u. a. aufgrund schweren Raubes mit Todesfolge.
Der Bundesgerichtshof hob das Urteil des Kieler Landgerichts Ende Januar 2014 auf und forderte eine Neuverhandlung des Strafverfahrens vor einer anderen Strafkammer, da das vorherige Urteil wegen fehlerhafter Besetzung des Gerichts nicht haltbar gewesen sei. Mitte August folgte das Urteil des zweiten Strafprozesses, infolgedessen der Ältere der beiden zu neun Jahren und zehn Monaten Haft sowie der Jüngere zu acht Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Das Gericht wertete den Überfall vom Februar 2011 anders als die vorherige Strafkammer als schweren Raub mit fahrlässiger Tötung und nicht als schweren Raub mit Todesfolge. Aufgrund der nun vergleichsweise etwas milder ausgefallenen Urteile gingen sowohl die Nebenklage als auch die Staatsanwaltschaft in Revision. Der BGH gab dieser Revision am 18. Juni 2015 statt - der BGH monierte die Prüfung der subjektiven Tatseite. Der Aspekt der Leichtfertigkeit der Täter gegenüber dem Asthmaanfall der 82-Jährigen sei nicht richtig gewürdigt worden.
Am 05. Oktober 2015 ging der Prozess schließlich in die dritte Runde: Erneut bestritt das angeklagte Brüderpaar von der lebensbedrohlichen Lage der 82-Jährigen gewusst zu haben und die Hilfe des Ehemannes bewusst verhindert zu haben. Die Beiden bestritten auch, „Erst Geld, dann Inhalationsgerät“ und „Erst Geld, dann Arzt“ gerufen zu haben. Weder Sanitäter noch Notarzt konnten das Opfer später wiederbeleben - die 82-jährige Hedwig K. verstarb noch am Tatort. Der Witwer widersprach der Aussagen der Täter vehement und schilderte, dass er minutenlang von den Tätern an der Hilfe seiner Frau gehindert worden ist.
Im November 2015 verurteilte das Landgericht Kiel die beiden Brüder im dritten Anlauf wegen schweren Raubes mit fahrlässiger Tötung zu zehn Jahren Haft für den Älteren und achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe für den Jüngeren der beiden Brüder. Ein großer strittiger Punkt blieb, inwiefern das Leben der Frau durch schnellere Hilfe hätte gerettet werden können. Im März 2016 wurde das Urteil rechtskräftig.
Die Berichterstattung über die Aufklärung des Falles erfolgte in der Sendung vom 05.09.2012.
Siehe auch:
- Speichelprobe überführt zwei Männer – Artikel aus den Kieler Nachrichten vom 22.08.2012 (archivierte Version)
- Prozess: Brüder aus Kiel gestehen Raubserie – Artikel aus der shz vom 26.04.2013
- BGH hebt Urteil auf – Artikel aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2014 (archivierte Version)
- Zweiter Prozess: Raub und fahrlässige Tötung – lange Haftstrafen für Brüder – Artikel aus dem Abendblatt vom 07.07.2014 (archivierte Version)
- BGH hebt Kieler Gerichtsurteil gegen räuberische Brüder erneut auf – Artikel aus der Rundschau (nicht mehr online)
- Es bleibt bei fahrlässiger Tötung – Artikel aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2015 (archivierte Version)
Serienräuber in Essen ("Drogeriemarkt-Überfälle")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Essen
- Kommissar im Studio: Günter Sünder
- 1. Tattag: 12. November 2010
- 2. Tattag: 24. November 2010
- 3. Tattag: 06. Dezember 2010
- Tatort: Essen-Kray, Am Mörgeken 1
- Details: besonderes Faible des Täters für die Zahl "12"; schlug exakt alle 12 Tage zu; erste Tat ebenfalls an einem 12. November; Drogeriemarkt in Essen-Kray; mehrere Angestellte beschäftigt; jeder übernimmt alleine eine Schicht; 32-jährige Angestellte hat am Tattag Dienst; maskierter Mann betritt den Drogeriemarkt; Palästinensertuch; zückt plötzlich ein Messer; lässt sich die Kasse öffnen; raubt die Tageseinnahmen; brutales Vorgehen; lässt sich den Tresor aufschließen; verlangt das Handy der 32-Jährigen, diese hat ihr Handy jedoch nicht bei sich; flüchtet mit einem alten, grauen Damenfahrrad; Beute: 1.000 €; 12 Tage später: erneuter Überfall; 62-Jährige hat Dienst; fordert sofort Herausgabe des Geldes aus dem Tresor; bedroht die 62-Jährige; Insiderwissen; versucht sich zu wehren, sodass der Täter ihr in den Unterarm sticht; mehrere Nerven und Sehnen durchtrennt; Schock; Kundin betritt den Drogeriemarkt; stört den Täter; tritt der Kundin vor ihr Schienbein und flüchtet; Damenfahrrad; 12 Tage später: erneuter Überfall; gleicher Drogeriemarkt; Täter bedroht junge Angestellte; gibt Tageseinnahmen heraus; vorerst letzter Überfall; Phantombild;
- Zitate: „Bleibt im Prinzip nur zu hoffen, dass nach der Ausstrahlung jetzt für ihn fünf vor zwölf ist!“ (Rudi über den Täter)
- Darsteller: Lena Baader, Butz Ulrich Buse, Sarah Camp, Kathrin Kestler, Ulas Kilic, Mariangela Scelsi, Anne Stegmann
- Sprecher: Leon Rainer
- Belohnung: 500 €
- Bewertung: **
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Die Studiofälle der Sendung
- SF 1: Kripo Memmingen - "Tödlicher Ölfleck": seit April 2011 Ermittlungsgruppe "Ölfleck" aktiv; 17. April 2011: nachmittags; Palmsonntag; schönes Ausflugswetter; 37-jähriger Motorradfahrer aus dem Unterallgäu unternahm eine Spritztour; nach etwa einer Stunde Fahrt geriet er in einer Kurve in eine Ölspur, stürzte und rutschte unmittelbar in einen entgegenkommenden PKW; starb noch an der Unfallstelle; hinterlässt eine Frau und zwei Kinder; Scherben einer grünen Weinflasche; Ölfleck vorsätzlich gelegt; insgesamt an neun verschiedenen Stellen im Unterallgäu; gute Ortskenntnisse des Täters; mit Altöl abgefüllte Wein- und Sektflaschen aus Baden-Württemberg; Belohnung: 8.000 €
Update: In der Sendung vom 12.10.2011 wird berichtet, dass ein XY-Zuschauer eigenständig die Belohnung von 8.000 € auf 50.000 € erhöht hat. Dieser XY-Zuschauer, selber Motorradfahrer, war derart schockiert und berührt von dem Schicksal des verunglückten 37-jährigen Familienvaters, dass er über die Aufstockung der Belohnung versucht, mögliche Mitwisser zum Reden zu bringen.
Die Hoffnung des XY-Zuschauers, dass der Fall geklärt und der Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen wird, erfüllte sich jedoch leider nicht. Mittlerweile sind alle Spuren ausgewertet, alle Hinweise abgearbeitet und jegliche Ermittlungsmethoden ausgeschöpft. Die Tatsache, dass wohl niemand den Unbekannten bei der Vorbereitung seiner Ölfleck-Anschläge beobachtet hat und der verunglückte 37-Jährige ein Zufallsopfer darstellt, gestaltet sich als besonders erschwerend für die Ermittlungen. Opfer und Täter dürften in keinerlei Beziehung zueinander stehen.
Der Tod des 37-Jährigen markiert vermutlich auch das Ende der Ölfleck-Anschlagsserie des Unbekannten, welcher seit April 2007 mindestens achtmal in Süddeutschland aktiv gewesen ist und wodurch sich mehrere Verkehrsteilnehmer teils schwer verletzt haben. Aufgrund deutlicher Abweichungen im Modus Operandi ist zudem nicht gesichert, ob ein Fall von Flaschenabwürfen im März 2013 auf einer stark frequentierten Staatsstraße bei Dießen am Ammersee ebenfalls dem Täter zugerechnet werden muss.
Auffällig ist, dass die Tatorte sich stets über zwei Bundesländer (Baden-Württemberg und Bayern) erstreckt haben und die Taten an Wochenenden gehäuft auftraten. Das Motiv des Täters bei seinen zahlreichen Mordanschlägen bleibt fraglich. Die hinzugezogene OFA (Operative Fallanalyse der Bayerischen Polizei) geht von einem über 30-jährigen Einzeltäter aus, der die Taten aus dem Gefühl der Machtausübung begangen hat, um sein geringes Selbstwertgefühl zu steigern.
Ab Anfang November 2012 wurde im Rahmen der Ermittlungen bei über 1.400 Männern ein freiwilliger DNA-Abgleich mit einer DNA-Spur durchgeführt, die im Zusammenhang mit dem tödlichen Vorfall aus dem Jahr 2011 an den aufgefundenen Flaschenverschlüssen gefunden werden konnte. An den abgebrochenen Flaschenhälsen der vorherigen Ölfleckanschläge konnten Experten identische Spuren sichern, sodass die Hypothese eines Serientäters bestätigt werden konnte. Obwohl diese DNA-Reihenuntersuchung bisher negativ verlaufen ist, ist die DNA-Spur von so guter Qualität, dass sie in der Bundesweiten Datenbank eingestellt werden konnte und die Tat ggf. im Zusammenhang mit einem zukünftigen Treffer geklärt werden kann.
Im April 2016, knapp fünf Jahre nach dem tödlichen Unfall des 37-jährigen Familienvaters, wurde die Ermittlungsgruppe "Ölfleck" aufgelöst. Trotz eines exorbitant hohen Aufwands der ermittelnden Dienststellen konnte der Täter bis dato nicht gefasst werden. Sollte er jedoch jemals wieder kriminell in Erscheinung treten und gefasst werden, kann ihm seine beim BKA eingespeiste DNA zum Verhängnis werden. Dann könnte ein zukünftiger Treffer beim Abgleich der Spuren zur langersehnten Klärung des Falles führen.
Siehe auch:
- Anschläge auf Motorradfahrer mittels Ölflecken: die Spur führt in den Südwesten – Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 18.02.2013
- April 2016: Ermittlungsgruppe "Ölfleck" aufgelöst – Artikel aus der Südwest Presse (nicht mehr online)
- Ermittlungen versandet: Ölfleck-Attentäter wird wohl nie gefasst – Artikel aus der Augsburger Allgemeinen vom 13.06.2017
XY Update
- kein XY Update in dieser Sendung
XY gelöst
- FF 1 der Sendung vom 10.12.1971: Ein weit zurückreichender Rückblick auf Dezember 1971, zur 42. Ausgabe von Aktenzeichen XY... ungelöst mit einem Ausschnitt der damaligen Ede-Einleitung. Der Mordfall Carmen K. aus dem Jahre 1971 konnte geklärt werden. Die 17-jährige Schuhverkäuferin aus Bremen wollte am 01. Mai 1971 von der Disko im Stadtteil Bremen-Oslebshausen mit dem Zug nach Hause fahren. Sie zwar am Bahnhof an, den Zug nahm sie jedoch nicht. Später wird ein Fahrgast Zeuge, wie Carmen K. am Bahndamm um ihr Leben kämpft. Da es damals noch keine Mobiltelefone gab, konnte der Zeuge keine Hilfe herbeirufen und der Schaffner kann erst vom nächsten Bahnhof aus die Polizei benachrichtigen. Carmen K. und ihr mutmaßlicher Mörder sind aber bereits verschwunden. Drei Tage später wurde die junge Frau in der Nähe des Bahnhofs tot aufgefunden. Sie wurde vergewaltigt und erwürgt. Die Bremer Kripo hat den Fall im Laufe der Jahre immer wieder aufgerollt und dabei gingen die Beamten in dieser Zeit über 1.000 Spurenakten nach. Sie rekonstruierten die Tat noch einmal und vernahmen erneut Zeugen von damals. Und nach 40 Jahren machten einige Zeugen nun Angaben, die sie jahrzehntelang für sich behalten hatten. Schließlich deutete alles auf einen zur Tatzeit 35-jährigen Mann, der in der Nähe des Bahnhofs nachts als Wachmann gearbeitet hatte, als Täter hin. Er gehörte von Anfang an zu den Tatverdächtigen, aber der Tatverdacht ließ sich all die Jahre zuvor nie erhärten. Doch nun brachte der Vergleich seiner DNA mit einer vor 40 Jahren sichergestellten Spur Gewissheit und die Beamten sind überzeugt, dass der Wachmann der Mörder von Carmen K. ist. Der Mord kann aber nicht mehr gesühnt werden, da der mutmaßliche Mörder bereits acht Jahre zuvor verstorben ist.
Erste Ergebnisse
Fälle, die Zuschauer bewegen
Nach XY-Sendung interessante Hinweise / Vertrauenstelefon klingelte mehrfach
76 Hinweise zu einem 29 Jahre zurückliegenden Fall - davon 30 noch während der XY-Sendung. Darüber sind Hauptkommissar Wolfgang Schu und Staatsanwalt Eric Samel aus Trier höchst erfreut. Beide hoffen, mithilfe der XY-Zuschauer den Vermisstenfall Lolita B. zu klären. Wie Beispiele aus jüngster Zeit zeigen ist es durchaus möglich, auch nach so langer Zeit noch Hinweise zu bekommen, die zum Erfolg führen.
Die Kripo Trier geht davon aus, dass es Zeugen gibt, die Näheres über das Schicksal von Lolita B. wissen, dies aber bisher für sich behalten haben. Bestätigt wird die Polizei jetzt dadurch, dass auch das Vertrauenstelefon noch während der Sendung angerufen wurde. Inwieweit die Hinweise tatsächlich zur Klärung beitragen, werden die Ermittlungen der nächsten Tage zeigen.
Gespräch der Täter belauscht?
Zu dem Überfall auf einen älteren Uhrmacher in Hürth hat sich jetzt, nach acht Monaten eine Zeugin gemeldet, die am Tattag zwei Männer in der Nähe des überfallenen Ladens beobachtet hat. Die Männer entsprechen der Täterbeschreibung. Die Frau will sogar ein Gespräch der Beiden mitgehört haben. Dadurch lassen sich jetzt vielleicht Rückschlüsse auf die Nationalität der Räuber ziehen.
Überfall am "Tag des Tigers"?
Warum überfällt ein Mann alle zwölf Tage einen Drogeriemarkt? Diese Frage, die sich aus einem der Fälle in der Sendung ergab, hat etliche Zuschauer beschäftigt. Die Hinweise reichen von "Schichtdienstler" bis zum chinesischen Kalender, nach dem sich der Täter offenbar richtet. Danach ist alle zwölf Tage der "Tag des Tigers". Wie weit diese Hinweise allerdings ernst zu nehmen sind und die Kripo weiterbringen, wird sich noch zeigen.
Ein Beitrag über den XY-Preis-Kandidaten Damir S. hat mehrere Zuschauer dazu animiert, weitere couragierte Mitmenschen für den Preis vorzuschlagen.
(Quelle: ZDF)
Bemerkungen
- Erste reguläre Sendung mit Livestream
- Rudi-Einleitung zu Unfall: Öl auf der Fahrbahn
- Anderer Sprecher in Filmfällen 1, 3, 4, 5 und XY-Preis
Vorherige Sendung: Sendung vom 03.08.2011
Nächste Sendung: Sendung vom 21.09.2011