Benutzer:Admin/Der Sexualmord an Christiane Flörke
Zuerst erschienen auf blogxy.de am 17. Februar 2014
In der Frankfurter Bürostadt Niederrad haben im Jahr 1986 ca. 350 Firmen mit rund 20.000 Mitarbeitern ihren Sitz. Während tagsüber dementsprechend geschäftiges Treiben herrscht, gleicht das Gewerbegebiet vor allem in den Abendstunden einer Geisterstadt. Ein Umstand, der im Dezember 1986 – vor gut 27 Jahren – zu einer Überfallserie auf Frauen führte, die in einem abscheulichen Verbrechen gipfelte: dem Sexualmord an Christiane Flörke. Der Fall führte zu einer großen Verunsicherung in der Bevölkerung und ist bis heute ungeklärt. Aus der medialen Berichterstattung ist er nahezu verschwunden. Daher soll an dieser Stelle an ihn erinnert werden.
Alles beginnt am 3. Dezember 1986.Die Angestellte Monika Schuster (wie sie im XY-Filmfall genannt wird) verlässt gegen 18 Uhr ihren Arbeitsplatz in der Bürostadt um sich in den Feierabend zu begeben. Da sie auf die Straßenbahn – welche die Hochhäuser an der Lyoner Straße mit dem Bahnhof Frankfurt-Niederrad verbindet – zu lange warten müsste, beschließt sie, zu Fuß zu gehen. Doch schon kurz hinter der Straßenbahnhaltestelle wird sie plötzlich von einem Mann, welcher im Gebüsch gelauert hatte, attackiert. Zum Glück befinden sich zu diesem Zeitpunkt zwei Passanten in unmittelbarer Nähe und kommen zu Hilfe, bevor Schlimmeres passiert. Etwa 20 Minuten nach Monika Schuster verlässt auch die Programmiererin Ulla Reichenberger ihren Arbeitsplatz. Sie arbeitet bei derselben Firma und nimmt ebenfalls den Fußweg in Richtung S-Bahnhof. Auch sie wird von einem Mann attackiert, der zuvor scheinbar im Gebüsch gelauert hatte. In der späteren Vernehmung beschreiben die beiden Frauen den Mann jedoch sehr unterschiedlich. Ob es sich tatsächlich um zwei verschiedene Täter gehandelt hat, ist bis heute ungeklärt.
Einen Tag später, am Donnerstag, den 4. Dezember 1986, arbeitet die 26-jährige Diplom-Übersetzerin Christiane Flörke, die bei einem international tätigen Ingenieur- und Planungsbüro als Projektassistentin beschäftig ist, etwas länger als gewöhnlich. Um ca. 18.30 Uhr verlässt sie schließlich den Betrieb, um sich auf den Weg in Richtung Straßenbahn zu machen. Von dort aus möchte sie, wie tags zuvor Monika Schuster und Yvonne Reichenberger, zur S-Bahn-Haltestelle Frankfurt-Niederrad fahren, von wo aus sie den Zug in Richtung Sachsenhausen nehmen kann, wo sie sich mit einer Freundin eine Wohnung teilt. Üblicherweise wird sie zum Bahnhof Niederrad von einer Kollegin mit dem Auto gebracht, diese ist an diesem Tag aber bereits eher nach Hause gefahren. Es wird vermutet, dass Christiane Flörke sich dann aber entschieden hat, die 600m von der Lyoner Straße zum S-Bahn-Halt zu Fuß zurückzulegen.
Am Freitag, den 5. Dezember 1986 entdeckt ein Mann aus seinem Bürofenster eine nackte Frauenleiche. Christiane Flörke wurde unmittelbar neben dem Fußgängerweg vergewaltigt und mit ihrem eigenen Schal erdrosselt. Leider brachten weder die Untersuchungen am Tatort noch die Befragung von den beiden zwei Tage zuvor angegriffenen Frauen entscheidende Hinweise. Die Mordkommission verteilt in den kommenden Tagen nicht nur Flugblätter in der Umgebung des Tatorts, sondern lässt auch Durchsagen in Bussen und Straßenbahnen abspielen, in denen die Bevölkerung um Hinweise gebeten wird. Daraufhin meldet sich ein Mann bei der Frankfurter Kriminalpolizei, welcher angibt, dass vor ihm im Stadtteil Niederrad am Tatabend ein Mann aus einem Gebüsch gesprungen sei. Die beiden Männer hätten sich kurz gegenüber gestanden, danach sei der Verdächtige in Richtung S-Bahn-Haltestelle weggelaufen. Dort habe der Zeuge den mutmaßlichen Täter dann aus den Augen verloren. Durch seine gute Beobachtungsgabe konnte dennoch ein Phantombild angefertigt werden. Der Mann war 30-35 Jahre alt, ca. 180-185cm groß und sportlich. Er hatte kurze dunkelbraune Haare und auf der rechten Wange einen auffälligen roten Fleck. Außerdem präsentierte Eduard Zimmermann in der Aktenzeichen XY – Sendung am 12. Juni 1987, also ein halbes Jahr nach dem Mord, einige persönliche Gegenstände des vermeintlichen Täters, die dem Zeugen aufgefallen waren.
Bis heute ist fraglich, ob der auf dem Phantombild abgebildete Mann tatsächlich Täter in einem oder mehreren Fällen ist, die sich in diesen Tagen in der Bürostadt zutrugen. In der XY-Sendung im Juni 1987 fragte der zuständige Kriminalbeamte daher im Studio nach weiteren Zeugen, die in den entsprechenden Tagen im Dezember 1986 im Bereich Frankfurt-Niederrad Beobachtungen gemacht haben. Hier bat er vor allen Dingen Gäste des Arabella-Hotels, welches in unmittelbarer Nähe des Tatorts liegt, sich zu melden. Heute ist dieses Hotel das Sheraton Frankfurt Congress Hotel.
Der Mord an Christiane Flörke ist bis heute ungeklärt. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle nach wie vor entgegen.