Benutzer:Admin/Mord an Aldi-Filialleiter – der Fall Herbert Kahrs
Zuerst erschienen auf blogxy.de am 21. Oktober 2013
1983: Der 33jährige Herbert Kahrs ist Filialleiter des Aldi-Markts am Langenfelder Damm in Stellingen, wohnt mit seiner Frau Dorothe und den beiden Söhnen Sönke und Sven aber im gut 40km entfernten Twielenfleth im Landkreis Stade. Der passionierte Angler hat vor seinem Posten als Filialleiter jahrelang bei einer Eiscreme-Firma gearbeitet. Am Morgen des 10. September ist Herbert Kahrs etwas in Eile. Obwohl er seinem Sohn noch versprochen hatte, ihn an diesem Morgen mit in das Geschäft nach Stellingen zu nehmen, fährt er gegen 6.15 Uhr alleine zur Arbeit, nachdem er etwas verschlafen, dann aber noch mit seiner Frau gefrühstückt hatte.
In seinem Geschäft kommt Herbert Kahrs an diesem Samstagmorgen jedoch nicht an, seine Kunden warten vergeblich auf ihn. In der Aktenzeichen XY … ungelöst – Folge vom 5. Oktober 1984 zeichnet sich vom weiteren Verlauf des Tages ein mysteriöses Bild. So ist der Familienvater auch zwei Stunden nach seiner Abfahrt in Twielenfleth immer noch in der Nähe seines Wohnortes unterwegs. An einer Tankstelle tankt er in dieser Zeit und bezahlt die 49,15 DM wie üblich mit Tankscheck, eine Art des eurocheques, der allerdings nicht personen-, sondern fahrzeugbezogen ist. Der Angestellten der Tankstelle fällt zunächst nicht auf, dass Herbert Kahrs auf den Scheck ein falsches Datum schreibt. Was ihr allerdings sofort auffällt ist seine Eile und seine Nervosität.
An dieser Tankstelle verliert sich dann auch die Spur von Herbert Kahrs und seinem senfgelben Toyota Corolla mit dem amtlichen Kennzeichen STD – JE 69. Ob Herbert Kahrs noch versucht hat nach Stellingen zu fahren ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass sein Fahrzeug in den kommenden Wochen und Monaten noch einige Male im Hamburger Stadtgebiet aufgefallen ist. 10 Wochen nach dem Verschwinden von Herbert Kahrs – am 27. November 1983 – steht das Auto im absoluten Halteverbot einer Feuerwehrzufahrt in Osdorf und wird dort sogar von zwei Passanten aufgeschrieben. Kurze Zeit später fällt der Wagen einem Paar wegen seiner riskanten Fahrmanöver an der ungesicherten Kaimauer im Hamburger Stadtteil Neumühlen auf und einem Mann in Schenefeld, da er selbst die Initialien JE trägt.
Am 29. November 1983 wird die Leiche des vermissten Herbert Kahrs am Rande des Naherholungsgebiets Holmer Sandberge von einem Landwirt entdeckt. Auf der Suche nach der Ursache eines verstopften Grabenabflusses hatte er einen schweren Schachtdeckel angehoben und war dabei auf die sterblichen Überreste gestoßen. Es wird vermutet, dass Herbert Kahrs die vollen 12 Wochen seit seinem Verschwinden in dem Schacht gelegen hatte. Er wurde mit einem gezielten Kopfschuss ermordet.
Herbert Kahrs’ Wagen bleibt zunächst weiterhin verschwunden. Laut Zeugenberichten soll das Fahrzeug auch Anfang Dezember noch in der Straße Achtern Born in Osdorf gestanden haben. Am 31. Januar 1984 wurde es dann von Mitarbeitern des Amtes für Strom- und Hafenbau bei routinemäßigen Grabungsarbeiten entdeckt und aus dem Hafenbecken gezogen. Genau an der Stelle am Neumühlener Westkai, an der der Wagen bereits im November 1983 aufgrund seiner waghalsigen Fahrmanöver aufgefallen war. Es ist davon auszugehen, dass der Täter den Wagen des Opfers tatsächlich noch über Monate hinweg selbst genutzt hat.
Obwohl Herbert Kahrs die Geschäfts- und Tresorschlüssel seiner Aldi-Filiale in Stellingen bei sich trug, wurde aus dem Geschäft nichts entwendet. Die Ermordung des 33-jährigen Familienvaters ist dementsprechend auch heute – 30 Jahre nach der Tat – genauso mysteriös und rätselhaft wie damals. Eduard Zimmermann wies in der Nachbetrachtung nach dem Filmfall darauf hin, dass das Opfer in den letzten 20 Monaten vor seinem Tod, größere Geldbeträge seines Ersparten von seinem Konto abgehoben und ausgegeben habe. Wofür dieses Geld bestimmt war, ist bis heute nicht bekannt. Außerdem sind einige persönliche Gegenstände des Opfers verschwunden. Seine Brille, eine schwarze Ledergeldbörse mit seinem Personalausweis und den Fahrzeugpapieren und ein Schlüsselbund mit 6 Sicherheitsschlüsseln mit unterschiedlich farbigen Ringen um die Räuten und einem Schlüsselanhanger in Form eines “A”. Diese Schlüssel befanden sich in einer braunen Tasche mit Metallbügelverschluss, die auf der einen Seite mit “Münzen” und auf der anderen Seite mit “Scheine” beschriftet war. Bei Herbert Kahrs Leiche wurde eine 77 cm lange, 3,5 mm dicke rote Plastikschnur gefunden, welche möglicherweise zur Fesselung verwendet wurde.
Leider ist der Fall in der öffentlichen Wahrnehmung etwas in Vergessenheit geraten. Dieser Blogeintrag soll an Herbert Kahrs Schicksal erinnern. Seine Frau Dorothe starb ebenfalls bereits im Jahr 2011 viel zu früh im Alter von 56 Jahren.
Quellen:
Hamburger Abendblatt vom 17. September 1983
Hamburger Abendblatt vom 1. Dezember 1983
Hamburger Abendblatt vom 6. Dezember 1983
Hamburger Abendblatt vom 1. Februar 1984
Filmfall Aktenzeichen XY … ungelöst vom 5. Oktober 1984
XY-Wiki