Nächste Ausgabe von "Aktenzeichen XY … ungelöst" in 20 Tagen (am 11. Dezember 2024) um 20:15 Uhr im ZDF!

Sendung vom 07.06.1968/Filmfall 1

Aus Aktenzeichen XY ... ungelöst - Wiki
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Mord an Dr. Bernhard B.

  • Dienststelle: Kripo Wuppertal
  • Details: Zeitungsverleger; Einbrecher hat sich eingenistet; Verpflegung mit den Vorräten des Opfers im Wochenendhaus; Sohn entdeckt Feuer im Haus; Unbekannter nimmt Taxi
  • Bewertung: ***
  • Status: geklärt

Inhalt

Am Mittwoch, dem 20. März 1968, befindet sich ein Einbrecher in dem abgelegenen, in einem Waldgebiet nahe Wuppertal befindlichen Wochenendhaus des Zeitungsverlegers Dr. Bernhard B.. Der Mann hatte sich, wie die Kripo später ermittelt, bereits mit mehreren Konserven und Bieren aus dem Kühlschrank des späteren Opfers versorgt. Daher kann die Kripo später davon ausgehen, dass er das komfortabel eingerichtete Domizil des Verlegers schon seit mehreren Tagen als Quartier benutzt. Indem er einen der äußeren Rolläden hochgeschoben und ein Fenster eingedrückt hat, hat er sich Zugang zum Haus verschafft. Unerwartet hält an diesem Mittwoch gegen 16 Uhr 30 der VW-Variant des späteren Opfers vor dem Wochenendhaus. Dr. B. will sich hier in Ruhe auf eine Sitzung vorbereiten, die am Abend im Verlagshaus stattfinden soll. Er parkt seinen Wagen vor dem Garagentor und begibt sich zu Fuß zum Eingang. Arglos öffnet er die beiden Türschlösser und zieht die Tür nach außen auf. Was danach geschieht, konnte bis zum 07. Juni 1968 nicht ermittelt werden.

Drei Stunden später beginnt man, sich im Verlagshaus Sorgen um Dr. B. zu machen: Er ist gemeinhin als pünktlich und zuverlässig bekannt. Man ruft im Wochenendhaus des Verlegers an, doch niemand meldet sich. Gegen 19 Uhr 30 fährt der Sohn des Verlegers, der ebenfalls Bernhard heißt, mit seinem Wagen zum Wochenendhaus, um nach seinem Vater zu sehen. Als er 25 Minuten später bei dem Wochenendhaus eintrifft, sieht er den Wagen seines Vaters vor dem Haus stehen und dichten schwarzen Qualm durch die Türspalten dringen. Sofort reißt er die Tür auf, doch der Qualm ist zu dicht und Bernhard muss erkennen, dass er hier nicht weiterkommt. Er fährt mit seinem Wagen zu einer Gastwirtschaft in der Nähe und alarmiert den Wirt, der sofort Polizei und Feuerwehr einschaltet und mit dem jungen Mann und einer Axt zu dem brennenden Haus zurückfährt. Die beiden Männer zerschlagen die Rolläden zu dem Zimmer, in dem sie Dr. B. vermuten. Dadurch fügen sie jedoch dem Schwelbrand ungewollt neue Luft zu und fachen ihn dadurch nur noch stärker an. Nach wenigen Minuten brennt das Holzhaus lichterloh. Es haben sich bereits mehrere Schaulustige gesammelt. Als nach zwanzig Minuten die Feuerwehr eintrifft, macht einer der Umstehenden eine grausame Entdeckung: Neun Meter vom Haus entfernt liegt Dr. B.. Er wurde mit mehreren Beilhieben in den Kopf erschlagen.

Etwa einen Kilometer vom Wochenendhaus entfernt fragt etwa gegen 20 Uhr ein Mann den Fahrer eines wartenden Taxis, ob er ihn nach Düsseldorf fahren könne. Der Fahrer holt, da sein Wagen bereits bestellt ist, über Funk ein zweites Taxi heran. Mit diesem Taxi fährt der Unbekannte dann schließlich nach Düsseldorf. Dem Fahrer des Taxis fällt auf, dass sein Fahrgast nicht sehr gesprächig ist, einen heruntergekommenen Eindruck macht und sehr nervös ist. Er steckt sich eine Zigarette nach der anderen an filterlose Zigaretten der Marke Reval. Dem Fahrer fällt weiterhin auf, dass der Mann zwei Verletzungen an Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand hat, die provisorisch mit je einer Mullbinde verbunden sind. An beiden Fingerkuppen ist der Verband von frischem Blut durchtränkt. Als die zum brennenden Wochenendhaus ausrückende Feuerwehr den Weg des Taxis kreuzt, zeigt sich der Fahrgast besonders nervös und beruhigt sich erst wieder, als das Stadtgebiet von Solingen hinter ihm liegt. Am Hauptbahnhof in Düsseldorf angekommen, gibt der Unbekannte dem Taxifahrer zwei Mark Trinkgeld und verschwindet in der Menge.

Während der Nacht kann außerhalb des Hauses nur noch wenig festgestellt werden: Man findet Hut und Stock des Ermordeten, und am Handgelenk des Toten fehlt eine vergoldete Armbanduhr vom Typ Certina Automatic. Ebenso fehlen Brieftasche und Portemonnaie des Verlegers. Somit hat der Täter diese Gegenstände wahrscheinlich mitgenommen. Die Blutspuren beginnen erst außerhalb des Hauses. Dr. B. ist also wahrscheinlich vor seinem Mörder geflohen und der letzte Schlag dürfte ihn erst an der Stelle getroffen haben, an der er tot aufgefunden wurde. Eine Vermutung, die sich am nächsten Morgen bestätigt: Spezialeinheiten der Bepo durchkämmen das umliegende Gebiet und finden die verschwundene leere Brieftasche des Opfers sowie einige Gegenstände aus dem Wochenendhaus, unter anderem einen geöffneten Verbandskasten. Zwei Mullbinden fehlen. Die leeren Umhüllungen liegen blutbefleckt in einem Gebüsch. Außerdem finden die Beamten einen dunkelblauen, maßgeschneiderten Anzug, hergestellt von der Firma Banasch in Düsseldorf Er stammt nicht aus dem Besitz des Opfers. Die darauf gesicherten Blutflecke gehören zu zwei verschiedenen Blutgruppen. Vermutlich hat der Täter sich also bei seiner Tat selbst verletzt, mit den Mullbinden notdürftig verarztet und einen Anzug aus dem Bestand des Verlegers angezogen. Der Anzug der Firma Banasch und die verschwundene Uhr werden zu den wichtigsten Spuren für die Fahndung. Der Anzug, dessen Herstellerfirma schon seit Jahren nicht mehr existiert, muss in den Jahren 1951 bis 1953 angefertigt worden sein. An dem Anzug sind einige markante, individuelle Veränderungen vorgenommen worden. Die Ärmel sind um etwa 2 cm verlängert und an den Handgelenken durch einen eingesetzten Keil erweitert worden. Die drei Zierknöpfe sitzen auf dem eingesetzten Keil. Bei der Uhr handelt es sich um eine vergoldete Herrenarmbanduhr Certina Automatic. Anzug und Uhr wurden in der XY-Sendung von Eduard Zimmermann als wichtigste Beweisstücke präsentiert und detailliert beschrieben.

Nachspiel

Am selben Abend verfolgte auch Herr S. in Gelsenkirchen die XY-Sendung. Als die Certina-Uhr gezeigt wurde, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen: Es handelte sich um genau jene Uhr, die er vor einiger Zeit von seinem Sohn Manfred S. günstig überlassen bekommen hatte. Die Nummer auf dem Gehäusedeckel stimmte mit der gezeigten überein. Der Mann wusste, dass sein Sohn schon oft mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war und seit jeher eine Abneigung gegen geregelte Arbeit hatte. Zudem hatte er auch schon des Öfteren wegen Einbrüchen der gezeigten Art im Gefängnis gesessen. Der Rentner meldete sich bei der Polizei, und anhand eines Reparaturzeichens an der Innenseite des Gehäusedeckels konnte die Herkunft der Uhr einwandfrei bestätigt werden. Noch in derselben Nacht fuhr die Kripo zum Haus der Mutter von Manfred S., wo dieser gelegentlich wohnte. In einem Kleiderschrank wurde der Anzug mit den auffälligen Änderungen gefunden. Als S. am frühen Morgen stark angetrunken zu Hause auftauchte, wurde er festgenommen: Angesichts der erdrückenden Beweislage gestand er die Tat sofort. Wenige Tage später fragte ihn der zuständige Staatsanwalt: "Na, was meinst du, was es gibt?" S. antwortete: "Wird wohl rund um die Uhr werden." S. lag mit seiner Vermutung richtig: Am 26. Februar 1969 verurteilte ihn das Schwurgericht Wuppertal zu lebenslänglichem Zuchthaus.