VF 035 (Sendung vom 06.05.1972)
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Filmfälle
Nährzucker-Betrug bei jungen Eltern
- Details: Frischgebackene Eltern Inge und Erich Walter fahren mit ihrem Neugeborenen Klaus im Taxi von der Klinik nach Hause; gut gelaunter Taxifahrer; schöne 3-Zimmerwohnung in Kassel; bei Nachbarn beliebt, Gratulanten schon im Treppenhaus. Herr Weiland, Hersteller von Babynahrung in Südwestdeutschland, liest Geburtsanzeigen in Zeitungen aus der ganzen BRD; schickt Vertreterin Hoppe zu den jungen Eltern; diese stellt sich als Mitarbeiterin des Mütterberatungsdienstes des Gesundheitsamtes vor und will das Baby sehen; junge Mutter weckt schlafendes Kind, da "Amtsfrau" die Babys lieber sieht, wenn sie wach sind; Frau Hoppe meint, dass das Kind zu blass sei, könnte an falscher Ernährung liegen; als Mutter Zweifel äußert, macht ihr Frau schlechtes Gewissen; empfiehlt "Nährzucker" der Firma Weiland und hat zufällig Bestellschein dabei. Junge Mutter unterschreibt für eine Dose pro Monat; Ehemann sieht später auf Bestellschein, dass sie Nährzucker für zwei Jahre bestellt hat; auf Schein steht vermerkt, dass Besuch "nicht in amtlichem Auftrag" erfolgte – daher zweifelt Herr Walter die Richtigkeit der ganzen Sache an; junge Eltern zeigen "Nährzucker" dem Kinderarzt, der kennt das Pulver schon: Mischung aus Haushaltszucker, Traubenzucker und Kakao. Ede: Die meisten Eltern geben klein bei und zahlen die 11 DM pro Monat. Kaum einer riskiere wegen so einer Summe einen aufwändigen Prozess.
- Darsteller: Inge Groll als Inge Walter, Goran Ebel als Erich Walter, Wilma Gatzke als Frau Hoppe, Karl Ulrich Meves als Herr Weiland, Edgar Maschmann als Kinderarzt
- Zitate: "Der Kleine hier sieht tatsächlich nicht so gut aus."; "Wir empfehlen von der Mütterberatung in solchen Fällen immer Weiland-Nährzucker!"; "Na ja, Sie müssen es wissen, Frau Walter, ob Ihnen die Gesundheit ihres Kindes am Herzen liegt. Und ob Sie sich später vielleicht einmal Vorwürfe machen wollen."
- Bewertung: **
- Besonderheiten: Die Masche, dass angebliche Behördenvertreter vorbeikommen, unangemeldet etwas kontrollieren und sich auf dem Auftrag mit der Formulierung "das war aber kein Behördenbesuch" absichern, wird auch im Hausbock-Fall 1967 und noch einmal 1975 thematisiert.
Unterschlagen ist nicht gestohlen!
- Details: Helmut Münzinger aus Frankfurter Vorort will Auto per Annonce verkaufen; Opel Rekord 1700 S mit Halogenlampen, Nebelscheinwerfern und Anhängerkupplung für 4.700 DM; Interessent gibt sich als Versicherungsagent aus, der genau diesen Wagen als Ersatz für einen Versicherungsnehmer mit Totalschaden braucht; bietet sogar 4.900 DM an; Versicherungsmann füllt eigenes Vertragsformular "Auftrag zur Vermittlung eines Kraftfahrzeugverkaufs" aus; Münzinger wird stutzig, Versicherungsmann erklärt es mit ansonsten fälliger Mehrwertsteuer, die er dann vom Kaufpreis wieder abziehen müsste, weswegen er nur als Vermittler auftrete; Nachfragen vonseiten des Verkäufers lassen Versicherungsagent ausfallend werden; weist darauf hin, dass der Vertrag vom Finanzministerium in Bonn geprüft und genehmigt sei; Helmut händigt ihm schließlich Schlüssel, Papiere und Wagen zur Ummeldung aus; nachdem tagelang kein Geld kommt, sucht Verkäufer Versicherungsbüro; wird dort vom Versicherungsmann angepampt, dass das Auto schon verkauft und bei ihm nichts zu holen sei; knallt Verkäufer Tür vor der Nase zu. Als dieser mit der Polizei droht, nennt ihm Versicherungsmann sogar den Namen des Kommissars, der seine Fälle bearbeitet; Kriminalbeamter kann aber nicht helfen; Auto sei im juristischen Sinn nicht gestohlen, sondern unterschlagen worden. An unterschlagenen Dingen könne man aber Eigentum erwerben, im Gegensatz zu Diebesgut.
- Darsteller: Ullrich Tesche als Helmut Münzinger, Alexander Brill als Versicherungsagent, Hanns Franken als Hauptmeister Doners
- Zitate: "Und das Geld, das krieg ich dann erst am Montag?" – "Ja, auf die zwei Tage kommt's Ihnen doch nicht drauf an. Bis Montag können Sie ja mit dem Geld doch eh nichts anfangen."; "Halten Sie uns etwa für Betrüger? Wir sind schließlich nicht irgendwer, sondern wir arbeiten für eine große Versicherung!"
- Bewertung: **
- Besonderheit: Ede nimmt Fall zum Anlass, Reform des Haftrechts zu fordern: "Ich verstehe nicht, warum sich einige dagegen stemmen. Dem Rechtsstaat erweisen sie mit dieser Haltung keinen guten Dienst."
Nepper im Urlaub
- Trick 1: Familie Dierdorf aus Hamburg auf Campingplatz in Norditalien; Frau und Kinder räumen auf, Herr Dierdorf kümmert sich um Wagen; wird von Italiener angequatscht, der Menschen aus Hamburg ganz toll findet und mit geschmuggeltem Goldschmuck handelt; will Armband für Frau und Uhr für Mann für 100.000 Lire verkaufen; Herr Dierdorf wittert günstige Gelegenheit und drückt Preis auf 60.000 Lire (ca. 330 DM); Armband zerfällt nach drei Tagen und wenig später bleibt auch Uhr stehen.
- Trick 2: Italienisches Wochenmarkttreiben; Touris abgelenkt; Mann mit zwei Kindern wird von Trickbetrügern angerempelt und um Geldbörse erleichtert.
- Trick 3: In Spanien steht ein Mann mit "Brauche Hilfe"-Schild am Straßenrand, Deutsche Familie hält an, Landsmann erzählt verzweifelt, dass er bestohlen worden sei und bittet um 3.000 Peseten. Er bekommt sie nach anfänglichem Zögern vom Familienvater, der sich die Adresse aus dem Personalausweis abschreibt. Ausweis natürlich gefälscht, Geld futsch.
- Darsteller: Vittorio Casagrande als Händler, Gerhard Retschy als Hans Dierdorf, Henny Reinheimer als Frau Dierdorf, Oskar Müller als Herr Scheufele, Günter Becker als Anhalter
- Zitate: "So ne Gelegenheit kommt nur ein Mal", "Heil'ges Blechle, mein Geldbeudel!"
- Bewertung: **
- Besonderheit: Ede erkennt nach letztem Filmfall an, dass es schwierig einzuschätzen ist, ob ein Landsmann im Ausland wirklich Hilfe braucht oder einen nur abzocken will. Er rät, statt mit Bargeld mit einem Telefongespräch auszuhelfen oder den Betroffenen zum nächsten Konsulat zu fahren. Außerdem zeigt er, wie man gefälschte "Omega"-Uhren erkennen kann: auf der Krone ist das Firmenzeichen bei den Originalen reliefartig erhaben, bei den Fälschungen nur eingestanzt oder eingeritzt, da viel billiger.
Bemerkungen
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