VF 080 (Sendung vom 15.10.1983)
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Filmfälle
Im Krankenhaus gesundgestoßen
- Details: Mann täuscht Sturz auf der Treppe einer Unterführung vor, wird ins Krankenhaus gebracht; obwohl kein Bruch o.ä. übers Wochenende dabehalten; entpuppt sich im Sechsbettzimmer als Stimmungskanone und sorgt mit Gags für gute Laune; gibt sich als Großhändler für Unterhaltungselektronik aus; Mitpatienten interessieren sich für Videorecorder, Fernseher und Stereoanlagen; um die Hälfte billiger als im Laden; "Patient" hat Bestellunterlagen und Produktkataloge natürlich dabei; auch Krankenhauspersonal bestellt mit; 20 Prozent Anzahlung, Patienten lassen sich Geld von Angehörigen ins Krankenhaus bringen; über das Wochenende nimmt Betrüger über 2.000 DM an Anzahlungen entgegen.
- Darsteller: Jens Scheiblich als Karl Ruhland, Sven Dahlem als Arzt, Andreas von der Meden als Mitpatient #1, Michael von Rospatt als Mitpatient #2, Hans Rudolf Stein als Mitpatient #3, Renate Schiffers als Krankenschwester
- Zitate: "Schade, dass ich am Montag schon entlassen werde, das gäb' bestimmt 'ne lustige Woche hier drin", "Wenn man von der Sonne spricht, schickt sie ihre Strahlen"
- Bewertung: **
- Besonderheit: Im Abgang zur Unterführung hängt gut sichtbar ein Werbeplakat für ein Bühnenstück mit Horst "Derrick" Tappert: "Das Finanzgenie" von Honoré de Balzac. Filmfall endet gefühlt mittendrin - Ede erzählt die Geschichte in seiner Moderation zu Ende: Patient verschwindet mit den ergaunerten Anzahlungen und wirft Bestellscheine "in den nächsten Mülleimer".
Lockmittel über die (innerdeutsche) Grenze
- Details: West-Berliner Ehepaar Scheller hat Nachwuchs bekommen, ein Gehalt reicht nicht; Frau sucht per Anzeige Übersetzer-Job zur Heimarbeit; Ost-Berliner Institut meldet sich; Bewerbungsgespräch in Ost-Berliner Café; muffeliger Institutschef; pro Übersetzung soll es 700 bis 1.200 DM geben, dazu Erstattung aller Unkosten; Frau Scheller erklärt sich bereit, probehalber eine Studie zu übersetzen; überlässt Auftraggeber in spe ihre Zeugnisse früherer Beschäftigungen. Wenige Tage später: Wieder Treffen mit "Institutsvertreter". Frau Scheller erhält 700 DM und unterschreibt Quittung, Geld für "geliefertes Material" erhalten zu haben.
- Darsteller: Brigitte Böttrich als Anni Scheller, Bodo Toussaint als Herr Scheller, Wolfgang Forester als Herr Goldmann, Karl Heinz "aufs Maul" Lemken als Herr Sänger
- Zitate: "Du, sag mal, was iss'n das für 'ne Vorwahl bei der Telefonnummr, ich dachte, das sei Berlin?! – Wieso, ist mir noch gar nicht aufgefallen ... – Du, das ist 'ne Ostberliner Nummer!"; "Wenn Sie interessiert sind, können wir ja mal 'n Vorstellungstermin ausmachen!"; "Ja gern, wo denn – bei Ihnen drüben?"; "Ja – ja, wir können uns hier treffen!"; "Wie ist denn das, da muss ich mir doch einen Passierschein geben lassen und 25 Mark umtauschen?"; "Das kriegen Sie doch wieder! Wir haben Ihnen ja geschrieben, dass wir Unkosten ersetzen."
- Bewertung: **
- Besonderheit: Wieder erzählt Ede die Geschichte der Masche zu Ende: Nach mehreren harmlosen Übersetzungen geben sich "Institutschefs" als Stasi-Anwerber zu erkennen und versuchen, Frau Scheller (und andere) in Agententätigkeit zu verstricken. Wer sich weigert, wird von Stasi mit unterschriebenen Quittungen konfrontiert und es wird gedroht, diese bundesdeutschen Behörden zuzuspielen. Varianten: Stasi-Anwerbeversuche durch Brieffreundschaften oder bei BRD-Besuchern auf der Leipziger Messe. Manche geben der Erpressung nach und spionieren anschließend für die DDR. Ede gibt allen Betroffenen den Rat, sich so schnell wie möglich den Behörden in der Bundesrepublik zu offenbaren: "Denn nur, wenn man sich auf seinen guten Glauben und seine Arglosigkeit berufen kann, passiert einem nichts."
Der im Telefonat angesprochene Umtausch von 25 Mark meinte den Pflichtumtausch (umgangssprachlich Zwangsumtausch) zum offiziellen Kurs von 1:1 pro Kopf und Aufenthaltstag für westliche Besucher der DDR. Dies war dort eine der Quellen harter Währung. Der Schwarzumtauschkurs (und de facto Marktkurs) von West- zu Ostmark lag natürlich wesentlich tiefer; 6 bis 8 Ostmark pro Westmark waren üblich.
Falsche Töne auf alten Tasten
- Details: Gymnasiast Harald verfügt über "gewisse musische Begabung"; frech zu seiner Mutter; Vater bemüht sich, Klavier für seinen Sohn zu besorgen; Student inseriert Piano, Besichtigungstermin; Sonnyboy-Student will 1.500 DM für sein Instrument; Harald spielt Probe, es klingt grottig; Klavier muss laut Student gestimmt werden; Vater drückt Preis auf 1.400 DM, zahlt 400 DM per Scheck an; Eltern verstehen nichts von Instrumenten, vertrauen aber dem angehenden Musiklehrer, der angeblich jetzt auf Konzertflügel umsteigt; Große Überraschung, als das Klavier bei der Familie steht und der Klavierstimmer kommt: empfiehlt Benutzung höchstens noch als Blumenbank oder Hausbar; alles kaputt, Resonanzboden gerissen, Motten im Filz, Stimmwirbel alle lose; trinkt dabei lecker Bierchen; Vater stellt Studenten-Verkäufer zur Rede, will Geld wiederhaben; Student: "Gekauft wie besichtigt". In seiner Wohnung steht schon das nächste Klavier.
- Darsteller: André Dedecke-Hayn als Harald Keppler, Gerd Gerdes als Klavierlehrer Frank, Irmgard Rießen als Frau Keppler, Bernhard Dübe als Erwin Keppler, Rüdiger Wolff als Student, Otto Sawicki als Klavierstimmer
- Zitate: "Nanu, wie klingt denn das?" - "Wieso? Was meinst Du?"
- Musik: "O, Du lieber Augustin"
- Bewertung: ***
- Besonderheit: Ede weist auf Filmfall einer früheren Sendung hin, in dem es schon mal um betrügerische Musikkurse ging. Im Filmfall ist die Trendfarbe Gelb: Harald steht mit gelber Jacke vor der Wohnungstür, während seine Mutter gerade in gelber Bluse mit dem gelben Mixer in zwei gelben Rührschüsseln rührt. Ede weist abschließend darauf hin, dass Familienvater wahrscheinlich schlechte Aussichten bei einem Prozess vor Gericht hätte, da er das Instrument ohne Sachverstand gekauft habe. Besser: Fachkundigen Bekannten oder Sachverständigen zu Besichtigungstermin mitnehmen. Adressen gibts z.B. über die IHKs. Laut Ede ist die Musiker-Studentenbude des Filmfalls der geschickt getarnte Verkaufsraum eines Importeurs, der im großen Stil Schrott-Klaviere aus den USA und Großbritannien einführt, um sie "unter dem vertrauenserweckenden Etikett eines Geschäfts unter Privatleuten weiter zu verhökern". Die Unkenntnis vieler Menschen in Bezug auf Klaviere war auch schon Thema eines Vorsicht-Falle-Experiments 1968.
Experiment: Windiger Großauftrag
- Details: Bernd Schröder gibt sich am Telefon als Sprecher eines Kegelclubs aus, will Vereinsfeier in Gaststätte ausrichten. Zahlt bei der Post 15 DM für die Gaststätte ein, verfälscht Quittung so, dass dort 1.500 DM steht. Beim Zusammenstellen des Menüs in den Gaststätten stellt sich heraus, dass Speis und Trank nur knapp 1.000 DM kosten werden. Gastwirtinnen vertrauen der Quittung, dass Postbote tags drauf 1.500 DM bringt und zahlen dem Lockvogel die jeweilige Differenz bar aus.
- Drehorte: Gaststätte Sachsenhäuser Warte, Frankfurt am Main, Gaststätte "Tivoli", zwei weitere Frankfurter (Apfelwein-)Kneipen
- Bewertung: **
- Besonderheit: Ede vermutet, dass die Masche so gut funktioniert, weil Gastwirte den anstehenden Umsatz durch die Vereinsfeier vor Augen haben. Da würden sie großzügigen Kunden gerne entgegenkommen.
Aktuelle Kurz-Warnungen
- Anlass jüngste MwSt-Erhöhung: Drücker geben sich an der Haustür als Stadtwerke-Mitarbeiter aus und verlagen für Strom, Wasser und Gas eine Mehrwertsteuer-Nachzahlung von um die 50 DM.
- Umrüstsatz für Farbfernseher auf 3D-Glotze: Für 39 DM wird in Fachmagazinen Technik zum Selbsteinbau beworben. Geliefert wird ein Potentiometer im Wert von 1,50 DM und drei kurze Kabel. Angebot laut Ede "nicht nur betrügerisch, sondern auch lebensgefährlich": Im Fernseher steckten hochspannungsführende Teile.
- Firma aus Frankfurt schneidet Anzeigen aus dem "Bundesanzeiger" aus und bietet sie den dort genannten Firmen für um die 20 DM an. Erweckt den Anschein, als sei es wertvoller Nachweis, tatsächlich wertlos.
Bemerkungen
Vorherige Sendung: VF 079 (Sendung vom 16.07.1983)
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