Sendung vom 11.09.1970
Sendung Nr. 29 | Moderation: Eduard Zimmermann |
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Sendung Nr. 29 |
Moderation: Eduard Zimmermann |
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Filmfälle
Sabotageversuch an Bahngleisen ("Bahn-Attentate")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Kempten
- Beamter im Studio: Kriminalamtmann Vierling
- Tattage: 14. Juni 1969 / 07. Juni 1970
- Details:
- 14. Juni 1969, Hauptbahnhof Ulm, 4 Uhr morgens; Dampflok zischt vor Lokschuppen 3; Oberlokführer Kaspar N. zum ersten Mal seit drei Wochen Urlaub an der Adria wieder im Dienst; Plausch mit Heizer Emil; Wasserstand in Ordnung; Leerzug ins 20 Kilometer entfernte Laupheim; Kohle schaufeln, Flügelsignal auf Langsamfahrt Hp2; Abfahrt pünktlich um 4:25 Uhr; Kaspar N. beobachtet die Strecke außergewöhnlich genau, da er den Stand der Streckenbauarbeiten nach seinem Urlaub noch nicht kennt; sieht bei Fahrt über die Donaukanalbrücke "ungewöhnliche Erhöhung" auf Gegengleis; verständigt vom nächsten Bahnhof Dellmensingen aus Fahrdienstleiter; von treibender Jazz-Musik untermalt: Hörer abheben, Wählen, Auflegen an anderem Apparat, Hebel im Stellwerk betätigen, Signalflügel auf Halt, PKW-Zündschlüssel umdrehen, Gang einlegen, Gaspedal, durchdrehende Reifen auf unbefestigtem Boden, Polizeiblaulicht; Ermittlungen an "raffiniert gebautem Hindernis, das praktisch jeden Zug aus den Schienen geworfen hätte"; keine verwertbaren Spuren oder Fingerabdrücke; Täter mit heimtückischem Plan: Hindernis hätte nicht nur den Zug entgleisen lassen und die Brücke zerstört, sondern auch noch eine Begrenzungsmauer eingerissen und Unglücksstelle überschwemmt; Kaspar N.s Aufmerksamkeit hat 150 Menschen im nächsten Zug auf der Strecke vor Schlimmerem bewahrt.
- 7. Juni 1970; nächstes Attentat bei Lindau im Allgäu; Attentäter hat Teile für sein Hindernis seit längerem unter Reisig an der Bahnstrecke versteckt; schultert Eisenträger und klettert auf Bahndamm; Schotter zwischen zwei Betonschwellen ausgehoben; Versenken der einzelnen Hindernisteile links und rechts der Schiene; nächster Personenzug, der P2554 von Kempten nach Lindau, soll in Dreiviertelstunde, um 21:44 Uhr, kommen; Täter verliert Taschenkalender; Hauptlokführer Rolf B. im Führerstand seiner V 100; hat nach Fahrt nach Lindau Feierabend; 21:01 Uhr Abfahrt in Oberstaufen; Täter deckt Hindernis dieses Mal mit Heu ab, damit es nicht wieder entdeckt wird; wirft mitgebrachte Blechdose ("Mobilcompound Nr. 6") achtlos in Bach; Zug nähert sich mit "hoher Geschwindigkeit"; Lok sprengt Hindernis weg und setzt seine Fahrt fort.
- Darsteller: Matthias Hell (auch Mathias Hell), Malte Petzel
- Sprecher: Wolfgang Grönebaum
- Besonderheiten: Ede spricht in Anmoderation von "vermutlich krankhaft veranlagten Attentäter"; Täter hat beim ersten Versuch in einen Doppel-T-Träger mit einer Handbohrmaschine jeweils 40 Einzelbohrungen durchgeführt, um zwei faustgroße Löcher hineinzumachen; Arbeiten lt. Ede durchaus fachmännisch; Rundstahlstücke mit seltenem Durchmesser 88 Millimeter sind möglicherweise Abfallstücke aus Lindauer Industriebetrieb; Ede bittet um Verständnis, dass nicht genauer darauf eingegangen werden kann, weshalb das zweite Hindernis bei der Überfahrt zerstört wurde - man möchte dem Täter keine Möglichkeit geben, dazuzulernen; im Filmfall teils große Diskrepanzen bei der gefahrenen Geschwindigkeit: bei Aufnahmen aus der Lok oder Close-Ups vom Tacho rund 80-100 km/h, bei Außenaufnahmen höchstens 20.
- Belohnungen: 10.000 DM
- Bewertung: ***
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Drogenmissbrauch mit Todesfolge ("Drogenrausch")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Frankfurt
- Beamter im Studio: Kriminaloberrat Erich Panitz, Chef des Rausgiftdezernates
- Tatverdächtig: Johann E. und Fikret C.
- Details: bewegende Einleitung des Filmfalls von der realen Mutter des Opfers; 20-jähriger Siggi ganz normaler Junge mit beliebter Freundin; ohne Vater aufgewachsen; Zweizimmer-Wohnung mit der Mutter; Arbeit im Schuhgroßhandel; Siggi lernt falsche Freunde kennen; im Drogenrausch Wäsche der Mutter durchwirbeln; verzweifelte Mutter schlägt mit Handfeger; Ärger mit der Polizei und Akte beim Rauschgiftkommissariat; vorläufige Festnahme wegen Handel mit Haschisch; Opiumtinktur; in Abbruchwohnungen herumhängen; seltsame Musik; ohne Siggi zum Popfestival nach Düsseldorf; Siggi nach Drogenspritze im Todeskampf; Toter ohne Skrupel bestohlen.
- Zitate: „...Es macht deutlich, dass die neue Rauschgiftwelle nicht bei sogenannten Gammlern und Hippies und auch nicht bei Schülern und Studenten stehengeblieben ist.“ (Ede -Einleitung) / „Siegfried!“ / „Seine Freunde, die nach Düsseldorf zum Popfestival gefahren sind, hatten aber - wie fast alle Rauschgiftsüchtigen - kein Gefühl für die Gefahr.“ / „In ihrer Verzweiflung greift die Mutter zu einem Handfeger und schlägt damit auf den Jungen ein.“ (Sprechertexte Wolfgang Grönebaum)
- Sprecher: Wolfgang Grönebaum
- Musik: "Love Child" (Diana Ross & The Supremes) / "Eat My Words" (Taste) / "Never Tell Your Mother She's Out Of Tune" (Jack Bruce) / "Life's Other Side" (Savage Rose) / "One Huge Road" (Golden Earring)
- Zitate: „Polizei.“ - „Hier liegt'n Toter in der Adickesallee 63. Können Sie den nicht abholen?“
- Darsteller: Stefan Abendroth, Konrad Halver, Christian Reiner (auch Christian Rainer), Lili (auch Lilli Schoenborn-Anspach)
- Besonderheiten: Appell vom Kommissar im Studio und Ede, die Drogenszene nicht zu verharmlosen, sowie eine entschiedene ablehnende Meinung zur Diskussion um die Freigabe von Haschisch. "Legendär" auch als Siggi die Wäsche seiner Mutter durchwirbelt, und diese dann dann verzweifelt mit einem Handfeger auf den Rücken des Jungen schlägt.
- Belohnungen: jeweils 1.000 DM
- Bewertung: ***
- Status: geklärt
Nachspiel
Gesucht werden zwei namentlich bekannte Rauschgifthändler, Johann E. (21) und Fikret C. (24). Letzterer befand sich am Abend der Sendung in Istanbul und konnte durch den Bericht einer türkischen Zeitung über die Fahndung ermittelt werden. Fikret C. wurde dann acht Tage später in Garmisch-Partenkirchen. festgenommen. Der zweite gesuchte Rauschgifthändler, Johann E., stellte sich zwei Tage nach der Sendung in München selbst der Polizei. Ede berichtet darüber im Rückblick der Folgesendung.
Tresoreinbrüche ("Deutsch-österreichische Einbrechergruppe")
Inhalt
- Dienststelle: LPD Ansbach
- Kommissar im Studio: Kriminalamtmann Guss
- Tattag: verschieden
- Tatort: Süddeutscher Raum
- Tatverdächtig: Johann Sch. und Siegfried Q.
- Details: Junger Mann fährt nachts auf einer Landstraße; Fahrzeug ist gestohlen; zwei Komplizen dringen in eine Bank ein; sie sind Profis und sichern sich einen Fluchtweg; Strom wird abgeschaltet; Täter haben aber keine Kenntnis über die Arbeitsweise der Alarmanlage; Polizei wird alarmiert; sie hören ein Auto und flüchten; ein Täter versteckt sich, wird aber gefunden und verhaftet; neuer Einbruch mit Ersatzverbrecher; sie versuchen einen ganzen Tresor zu stehlen; Passant wird aufmerksam; Autofahrer verscheucht die Täter; neuer Diebstahl eines schweren Tresores; wieder beobachten Zeugen die Tat; Tresor wird aufgebrochen im Wald gefunden; bereits gefasster Täter flieht aus dem Gefängnis; drei Männer helfen ihm dabei, davon werden zwei wieder gefaßt.
- Zitat: „So, Freundchen. Dann gehen wir mal.“
- Sprecher: Wolfgang Grönebaum
- Darsteller: Kurt Hepperlin, Herbert Lehnert, Peter Pützer, Karl Schulz
- Besonderheiten: Bezugnahme auf FF 2 der Sendung vom 06.03.1970.
- Belohnungen: wieder jeweils 1.000 DM
- Bewertung: *
- Status: geklärt
Nachspiel
In der Sendung wird nach den beiden Tatverdächtigen Johann Sch. und Siegfried Q. gefahndet, die vermutlich an mindestens einem der Diebstähle beteiligt waren. Über die Festnahme der beiden wird in der Folgesendung berichtet.
Die Studiofälle der Sendung:
- SF 1: Fahndung nach Klaus S. (25) und Jaroslav W. (35), gesucht wegen gemeinschaftlichen Mordes bei einer Schießerei zwischen zwei rivalisierenden Rauschgifthändler- und Zuhälter-Banden in Berlin.
Geklärt: Klaus S. wurde im Oktober in Berlin-Lichterfelde festgenommen, Jaroslav W. nach heftiger Schießerei in Köln, bei der er lebensgefährlich verletzt wurde. S. und die restlichen Angeklagten schoben die ganze Schuld auf W., der im Koma lag. Diesen Verdacht konnte er später nicht mehr entkräften. Urteil aber nur fünf Jahre Freiheitsstrafe für Totschlag, für S. 27 Monate. Ein Perser (genannt "Hasch-Eddy") überlebte mit 15 Kugeln im Körper. Klaus S. ist heute Boxpromoter mit eigenem Wikipedia-Artikel. Quelle: YouTube Nutzer Bastian2410; siehe auch:
- Bandenchef verhaftet - Hamburger Abendblatt vom 05. Oktober 1970, Seite 20.
- Angeklagter: Da gibts immer mal Remmidemmi! - Hamburger Abendblatt vom 16. November 1971, Seite 36.
- SF 2: Fahndung nach Herrmann M. (47), gesucht wegen Veruntreuung. Er soll als Hausverwalter von den Mietern einen Betrag von ca. 1.000.000 Schilling kassiert und unterschlagen haben.
- SF 2: Vermisstenfall: Fahndung nach Sylvia R. (18) aus Wien, verschwunden seit dem 16 August 1970. Sie wurde um 21 Uhr am Gardasee zum letzten Mal gesehen.
- SF 4: Kripo Hamburg - Fahndung nach Arthur S. (42), gesucht wegen eines Überfalls auf eine Sekretärin, die er am 22. August gefesselt, beraubt und schwer verletzt haben soll.
Geklärt: Arthur S. wurde am 19. Februar in Hannover verhaftet. Auflösung in der Sendung vom 05.03.1971.
XY gelöst - der Rückblick
Zwischenergebnisse aus früheren Sendungen:
- SF 2 der vorherigen Sendung: Der wegen wegen Betrugs gesuchte Eberhard K. ist weiterhin auf der Flucht Seine Masche ist es, große Geldbeträge mit Hilfe gefälschter Papiere in die Schweiz umzuleiten und abzuheben.
- SF 3 der vorherigen Sendung: Der wegen Mordes von den Schweizer Behörden gesuchte Luciano V. ist zum Zeitpunkt der Sendung ebenfalls noch flüchtig. - Er wurde 1972 in Catania festgenommen. Mehr dazu unter "Geklärt" bei den Studiofällen der vorherigen Sendung.
XY gelöst
- FF 1 der vorherigen Sendung: Günter Willibald K. wurde im belgischen Badeort Knokke festgenommen.
- SF 1 der vorherigen Sendung: Ernst M. wurde noch am Abend der Sendung gegen 22 Uhr festgenommen.
- SF 1 der Sendung vom 19.06.1970: Bernhard M. wurde in Spanien festgenommen.
Erste Erkenntnisse (Zuschauerreaktionen in der Spätausgabe)
- FF 1: Zu dem gefährlichen Bahn-Attentäter sind viele, zum Teil recht interessante Hinweise eingegangen; Kriminalamtmann Vierling möchte noch nichts näheres sagen.
- Weitere Zuschauerreaktionen sind nicht bekannt.
Bemerkungen
- Bemerkenswerte Worte von Ede bei Filmfall 2. Traurige Filmeinleitung mit der Mutter des Opfers, eine Premiere bei XY und dem gesamten deutschen Fernsehen. Zum ersten Mal kommen Angehörige im Filmfall zu Wort.
- Als Kriminaloberrat Erich Panitz in der Nachbesprechung aus einer Erklärung des deutschen Ärztetages zur ablehnenden Haltung zu einer Freigabe von Haschisch vorliest, läuft ein Mann ins Bild!
- Weitere Darsteller Werner Grailich, Gerhard Lentner
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