Spezial – Wo ist mein Kind? (1) vom 30.03.2011
Filmfälle
Vermisst: Katrin K.
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Lüchow
- Kommissar im Studio: Andreas Rusche
- Tag des Verschwindens: 01. Januar 2001, gegen 18:50 Uhr
- Details: 15-jährige Katrin K. aus Groß Gaddau (Ortsteil der niedersächsischen Gemeinde Waddeweitz) seit Neujahrstag 2001 vermisst; am Abend vor ihrem Verschwinden Silvesterparty; 01. Januar 2001, gegen 14:20 Uhr: schickt ihrem Freund eine SMS; Eltern schlafen noch; verabreden sich heimlich; Katrins Eltern wissen nichts von der Beziehung; Freund ist 30 Jahre alt; Schwestern sehen sich um 14:30 Uhr zum letzten Mal; wird um 14:40 Uhr von ihrem Freund und einem Bekannten abgeholt; fahren gemeinsam die knapp 17 km nach Bergen an der Dumme; Nachmittag verläuft unbefriedigend; schauen TV; Katrin will um 18:00 Uhr nach Hause fahren; Stimmung verschlechtert sich; Freund kann sie nicht fahren; Blitzeis; schickt viele SMS; keiner kann Katrin abholen; fragt nicht ihre Eltern; meldet ihrer Schwester ihre Rückkehr gegen 18:30 - 19:00 Uhr; will zu Fuß losgehen; wird um 18:50 Uhr von einem Bekannten in Bergen gesehen; Bushaltestelle Bergen/Dumme; kein Bus fährt mehr; einzige Chance: trampen; lehnt Mitfahrgelegenheit bei Bekanntem ab; risikoreicher Fahrstil schuld?; Zeugin sieht dunklen BMW an Bushaltestelle; junges Mädchen, sehr wahrscheinlich Katrin; Berliner Kennzeichen; seitdem spurlos verschwunden; umfangreiche Suchaktionen; waldreiche Gegend; ominöser Anruf aus Telefonzelle in Nürnberg am 30. Oktober 2006; Schwester von Katrin wird angerufen; osteuropäischer Dialekt; "BMW, schwarz, Hamburg"; Abbruch des Telefonats;
- Zitate: „Ich würde sie [Katrin] umarmen und nicht mehr loslassen, wenn sie wieder vor mir stehen würde.“
- Besonderheiten: beide Schwestern von Katrin anwesend
- Belohnung: 5.000 €
- Bewertung: ***
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Der Vermisstenfall der 15-jährigen Schülerin Katrin K. zählt zu jenen Fällen, die besonders häufig in XY thematisiert und präsentiert wurden. Über einen erneuten Zeugenaufruf versucht die Kripo in dieser ersten Sondersendung des XY-Spezials "Wo ist mein Kind?" den Fall wieder in das Gedächtnis der Menschen zu rufen. Die erste Fahndung nach ihr erfolgt als Studiofall im SF 3 der Sendung vom 23.03.2001, also knapp vier Monate nach Katrins spurlosem Verschwinden. Der erste Aufruf bei Aktenzeichen XY verläuft jedoch erfolglos, daher startet die Kripo Lüchow-Dannenberg im FF 1 der Sendung vom 08.11.2002 einen zweiten Versuch, den Verbleib Katrins endlich zu klären. Doch auch die filmische Umsetzung des Vermisstenfalles verhilft der Kripo nicht zu entscheidenden Hinweisen, die die Ermittlungen voranbringen.
Der Vermisstenfall umfasst bis dato mehr als 45 Aktenordner; über 400 Spuren wurden überprüft und ausgewertet und doch gibt es knapp zwei Jahre nach Katrins Verschwinden weder einen dringend Tatverdächtigen noch eine heiße Spur. Seit dem Tag ihres Verschwindens gibt es kein einziges Lebenszeichen von Katrin K. Auch ihre Leiche oder persönliche Gegenstände wie ihre Kleidung oder ihr Handy sind seither nirgends aufgetaucht.
Anlässlich des 18. Geburtstages von Katrin stellt die Kripo 18 Plakatschilder an der Strecke zwischen Bergen und Katrins Wohnhaus in Groß Gaddau auf, um an den Vermisstenfall zu erinnern und auf den Täter und mögliche Zeugen Druck auszuüben. Doch vergebens - die Ermittlungen müssen eingestellt werden.
Ende Oktober 2006 scheint wieder Bewegung in den Fall zu kommen. Am 30. Oktober 2006 um 19:59 Uhr erhält Katrins Schwester Mandy K. plötzlich einen mysteriösen Anruf. Eine Frau mit osteuropäischem Akzent sagt, es ginge um ihre verschwundene Schwester Katrin. "BMW, schwarz, Hamburg", sagt die Unbekannte, dann bricht die Verbindung ab. Die Kripo findet heraus, dass der Anruf aus einer öffentlichen Telefonzelle aus Nürnberg kam. Mit derselben Telefonkarte wurden von dort aus mehrere Gespräche - unter anderem nach England und zum Berliner Landeskriminalamt - geführt. Doch trotz intensiver Ermittlungen, auch über einen erneuten Aufruf in einem XY-Update der Sendung vom 07.12.2006, konnte die Anruferin nie verifiziert werden und die Spur wurde kalt. Die Sonderkommission löst sich schließlich wieder auf.
Die mit dem erneuten Zeugenaufruf im XY-Spezial "Wo ist mein Kind?" vom 30.03.2011 verbundene Hoffnung der Kripo beruht darauf, dass der Täter sein Gewissen erleichtert und Menschen aus seinem nächsten Umfeld eingeweiht hat. Doch: es folgt die Ernüchterung. Erneut erreichen die Kripo zwar zahlreiche Hinweise, die sich jedoch allesamt als nicht zielführend herausstellen. Der Vermisstenfall der 15-jährigen Schülerin umfasst im Dezember 2011 schon 70 Aktenordner, mehr als 560 Spuren wurden erfolglos überprüft und unzählige Zeugen vernommen. Katrins komplettes persönliches Umfeld wurde ermittelt ohne auch nur die geringste Spur zu der 15-Jährigen zu finden. Die Akten werden schließlich geschlossen, da der Fall als "ausermittelt" gilt.
Im Jahr 2014, während der Sendung vom 05.02.2014 meldet sich im Studio eine XY-Zuschauerin - anonym. Sie macht Angaben zum Fall Katrin K., auch wenn dieser in der XY-Sendung überhaupt nicht thematisiert wird. Sie sagt nur wenige Sätze, aber der Inhalt klingt für die Kripo so brisant, dass sie unbedingt noch einmal Kontakt zu dieser Frau aufnehmen möchte. Berichtet wird dies alles in einem weiteren XY-Update der Sendung vom 06.08.2014. Ob die Anruferin jemals identifiziert werden konnte, ist unklar. Auch zum Inhalt des vorangegangenen Anrufs wird geschwiegen.
Erneut Bewegung kommt in den Fall, als Mitte September 2017 eine Kreide-Nachricht auf der Innenseite des Buswartehäuschens, in dem die spurlos verschwundene Katrin K. am Neujahrstag 2001 zum letzten Mal gesehen worden war, auftaucht. Zu lesen ist dort in eher weiblich anmutender Schrift, dass Katrin von zwei namentlich genannten Personen missbraucht worden wäre und die Polizei eine für nötig befundene Untersuchung nicht aufnehmen würde. Was hat das zu bedeuten? Ist es das Werk von Schülern, die sich einen üblen Spaß erlaubt haben? Ist es eine üble Nachrede? Oder doch eine heiße Spur? Die Polizei sucht den Verfasser der Kreide-Nachricht, jedoch ohne Erfolg. Der Fall bleibt rätselhaft und Katrin bleibt verschwunden - seit nunmehr 18 Jahren.
„Ich weiß in diesem Fall heute genau soviel wie am 01. Januar 2001, dem Tag des Verschwindens, als sich die Spur an der Bushaltestelle in Bergen verliert“, sagt Kriminaloberkommissar Andreas Rusche in einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" im Dezember 2011. „Wir sind keinen Schritt weiter. Ich kenne keinen vergleichbaren Fall, bei dem ein Mensch scheinbar wie vom Erdboden verschluckt wurde.“
Am 26. Oktober 2018 teilte die Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg über eine Pressekonferenz mit, dass der Vermisstenfall Katrin K. komplett neu aufgerollt werde und eine Ermittlungsgruppe gegründet worden sei. Die neu besetzte Ermittlungsgruppe (EG) der Kriminalpolizei arbeitet den Fall in Kooperation mit der Operativen Fallanalyse (OFA) des Landeskriminalamts Niedersachsen komplett neu auf. Hierbei soll eine vollständige Neubewertung der Geschehnisse und Erkenntnisse erfolgen. Zudem war die Kripo mit einer mobilen Wache vom 30. Oktober bis zum 04. Dezember 2018 dauerhaft in Bergen an der Dumme präsent, um Hinweise jeglicher Art entgegennehmen zu können.
Die Ermittler setzen darüber hinaus auf die bewährte, internetbasierte Kommunikationsplattform "BKMS". Das "BKMS"-System bietet die unkomplizierte Möglichkeit, online - und absolut anonym - Hinweise zu geben. Absender sind nicht identifizierbar, der Inhalt der Meldungen wird durch Sicherheitstechnik geschützt. Für sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, sind 10.000 € ausgelobt worden.
Am 26. November 2018 hat sich aus einer Telefonzelle am Bahnhofsplatz in Celle ein anonymer Anrufer gemeldet. Über die Notrufnummer 110 habe dieser die Polizei kontaktiert und mehrere Minuten mit dem Beamten in der Leitstelle gesprochen. Dabei soll der anonyme Anrufer mehrere interessante Hinweise gegeben haben. Unter anderem soll er angedeutet haben, zu wissen, wo sich die Leiche der damals 15-jährigen Schülerin befindet. Ob er einen konkreten Ort genannt hat und ob die Beamten diesen bereits abgesucht haben, bleibt indes unklar. Nach einigen Minuten habe der Anrufer das Gespräch jedoch unvermittelt abgebrochen. Die Kripo bittet den Hinweisgeber nun, sich erneut zu melden.
Am 21. und 22. Januar 2019 wurde ein 100 mal 100 Meter großes Waldstück bei Bergen aufwendig durchsucht und umgegraben. Auslöser für die erneute Suchaktion war ein anonymer Hinweis, der die Kripo über die Kommunikationsplattform "BKMS" erreicht hatte. Doch trotz des Einsatzes von Spürhunden, Drohnen, Infrarot-Sonden und der Hilfe von Archäologen und Anthropologen fanden die Ermittler keine Hinweise auf die Leiche der 15-Jährigen. Der Hinweis sei sehr konkret gewesen, was sich in dem hohen personellen und technischen Aufwand der Suche widergespiegelt habe.
Anfang März 2019 gaben die Ermittler bekannt, dass sie im Rahmen ihrer fallanalytischen Betrachtungen und erneuten Ermittlungen sowie der Vernehmung eines bislang unbekannt gebliebenen Zeugen davon ausgehen, dass Katrin eine Mitfahrgelegenheit mindestens bis nach Clenze gesucht hat. Der Täter dürfte sie mit seinem Kfz im Bereich der Bushaltestelle in Bergen (Dumme) aufgenommen und freiwillig mitgenommen haben. Dabei dürfte Katrin nicht zwischen einem Bekannten und einem völlig Fremden unterschieden haben. Sie hätte auf jeden Fall die Mitfahrgelegenheit genutzt. Im weiteren Verlauf ist es dann vermutlich zu einem Tötungsdelikt zum Nachteil von Katrin K. gekommen.
Vermisst: Felix H.
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Schwetzingen
- Kommissar im Studio: Norbert Schätzle
- Tag des Verschwindens: 06. Januar 2006
- Details: Zweijähriger Felix H. seit Januar 2006 vermisst; fröhlicher Junge; lebt bei seiner Mutter in Oftersheim; mehrmals pro Woche besucht er seine Großeltern; Michael H. und Manuela S. sind schon zehn Jahre ein Paar; Geburt von Felix und Hochzeit; 2005 folgt die Scheidung; der 39-Jährige sieht Felix jedes Wochenende; Felix ruft bei seinem Opa an; will nicht zu seinem Vater und hat Angst; geht unter Protest mit; eine alte Bekannte trifft die beiden am selben Tag noch; Felix fremdelt ihr gegenüber; 07. Januar 2006: am Waldparkplatz Bühlertal fällt das Auto von Michael H. auf, über 100 km von Oftersheim entfernt; Vermisstenmeldung am 08. Januar; Wohnung von Michael sehr unaufgeräumt; Bücher über Selbstmordgedanken; kurz zuvor 700 € abgehoben; 10. Januar 2006, gegen 15:40 Uhr: erneuter Fund des Autos am Waldparkplatz; Spurensicherung; Blutspuren von Michael H.; 11. Januar: umfangreiche Suchaktionen; 13. Januar: Fund von Kleidungsstücken von Michael H., Kinderhandschuh und Schnuller von Felix; leere Alkoholflaschen und ein Brief über nicht erfüllte Erwartungen; "Mach's gut!"; "Scheiße, ich liebe Felix leider viel zu sehr!"; 26. Februar: Fund der Leiche von Michael H. in der Nähe des Waldparkplatzes; Todesursache unbekannt, möglicherweise Alkohol- und Tablettenmix; Übergabe von Felix an Dritte?; Kontakte in verschiedene Sektenkreise; Verbindungen nach Portugal;
- Zitate: „Da war der Felix am Telefon und war am weinen. Und dann hat er gesagt: "Opa, komm' mich bitte sofort holen!"“
- Besonderheiten: Großeltern (mütterlicherseits) anwesend
- Belohnung: wird nicht erwähnt
- Bewertung: **
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Bis heute ist ungeklärt, welches Schicksal dem zweijährigen Felix widerfahren ist. Der Großvater von Felix, Johann S., macht sich bis heute schwere Vorwürfe, nicht richtig gehandelt zu haben, als sein Enkel ihm am Telefon gesagt hat, dass er keine Zeit mit seinem Vater verbringen wolle und Angst habe. Dies war das letzte Lebenszeichen von Felix.
Als die Kripo umfangreiche Suchaktionen rund um den Fundort des Autos am Waldparkplatz Bühlertal veranlasst, findet sich keine Spur der beiden. Am 13. Januar wird zwar eine Art "Unterschlupf" mit Kleidungsstücken der Gesuchten und einem Abschiedsbrief des Vaters entdeckt, Vater und Sohn selbst bleiben jedoch verschwunden. Am 26. Februar, gut sechs Wochen später, findet ein Spaziergänger die Leiche von Michael H. - nur 300 m vom Waldparkplatz Bühlertal entfernt. Von Felix fehlt jede Spur. Die Kripo hätte den Leichnam des 39-Jährigen bei den umfangreichen Suchaktionen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit finden müssen. Aufgrund der sehr niedrigen Außentemperaturen lässt sich der genaue Todeszeitpunkt nicht mehr ermitteln. Der lange Zeit übersehene Fund bleibt äußerst rätselhaft.
Die Kripo vertritt die Hypothese eines erweiterten Suizids und dass Michael H. zunächst Felix und anschließend sich selber umgebracht hat. Die Obduktion des Vaters ergibt als Todesursache massive Gewalteinwirkung gegen Brust und Lunge, die Kripo sieht diese Verletzungen als Folge eines Sturzes von einem Felsen an. Des Weiteren wurden im "Unterschlupf" der Beiden leere Alkoholflaschen und Tablettenpackungen gefunden, Michael H. hatte jedoch zum Zeitpunkt seines Todes keinen Alkohol oder andere Substanzen im Blut. Johann und Maria S., die Großeltern von Felix, waren schockiert, dass Kriminalkommissar Norbert Schätzle im XY-Film Alkohol- und Tablettenkonsum als mögliche Todesursache angegeben hatte.
Generell steht die Kripo im Vermisstenfall Felix H. massiv in der Kritik. Die Angehörigen beklagen lückenhafte Ermittlungen, das Ignorieren zahlreicher Indizien sowie einseitige und beschränkte Ermittlungen. Die Hypothese der Polizei des erweiterten Suizids ist den Angehörigen der Opfer nach nicht haltbar, da keine Spur von Felix gefunden wurde. Ein Begraben des Leichnams war aufgrund des starken Frosts nicht möglich, der Boden war steinhart und gefroren. Auch in ein Gewässer hätte der Leichnam von Felix nicht geworfen werden können. Alle Bäche und Seen in näherer Umgebung waren zugefroren. Des Weiteren galt Michael H. als sehr liebevoller Vater und friedvoller Mensch. Eine solche Tat würde ihm keiner aus seinem Umfeld zutrauen. Auch konnte kein Spürhund eine Spur von Felix aufnehmen, was die Frage aufwirft, ob Felix das Waldstück überhaupt betreten hat. Die Großeltern sind bis heute fest davon überzeugt, dass ihr Enkel noch lebt.
Der Rechtsanwalt der Familie, Alexander Moser, geht aufgrund der Gesamtumstände deswegen davon aus, dass Michael H. seinen Selbstmord vortäuschen wollte, um sich mit Felix abzusetzen. Er legte bewusst falsche Spuren, wie die unerklärlichen Blutspritzer im Wagen, blutverschmierte Plastiktüten am Waldrand, das Einrichten eines Unterstandes, der leicht aufzuspüren war, und letztendlich der handgeschriebene Brief an seine Ex-Frau, der als ein sogenannter Abschiedsbrief angesehen werden sollte. Es waren wahrscheinlich Dritte in den Fall involviert und sollten dem Vater-Sohn-Gespann beim Untertauchen helfen. Doch irgendetwas scheint schiefgegangen zu sein, was Michael H. schließlich das Leben gekostet hat. Die Sektenkreise, in denen Michael H. häufig verkehrte, sind zum größten Teil verborgen geblieben. Wurde Felix einer Sekte übergeben? Lebt Felix noch? Oder wurde er doch ermordet und bisher unauffindbar verscharrt? Es bleiben Fragen über Fragen. Der Fall gilt als ausermittelt.
- Letzte Hoffnung im Fall des verschwundenen Felix - eine letzte Spur verbleibt!
- Maddie M. ist kein Einzelfall: Die letzte Reise von Vater und Sohn!
- Wenn ein Kind verschwindet - Felix H. seit 11 Jahren vermisst!
Vermisst: Emin Ö.
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Rhein-Erft-Kreis
- Kommissar im Studio: Anne Vierkotten
- Tag des Verschwindens: 16. Mai 1993, gegen 20:00 Uhr
- Details: 10-jähriger Emin Ö.; aufgeweckter Junge; sieben Geschwister, die alle fest zusammenhalten; spielt auch oft alleine draußen; lebt mit seiner Familie in Kerpen-Buir, in der Nähe von Köln; Fußball war sehr wichtig für die Kinder; hätte auch gerne in einem Verein gespielt, konnte jedoch nicht wegen einer Schwäche in einem Bein; stottert stark; Lernschwäche; schwer verständliches Deutsch; Einzelgänger in der Schule; sehr kontaktfreudig; 16. Mai 1993: herrliches Wetter; Sonntag; Mutter ist bei Verwandten; Vater beschäftigt Emin; will Fußball spielen; nimmt seinen Brustbeutel diesmal nicht mit; will zum evangelischen Pfarrhaus; stadtbekannter Alkoholiker; zwei Tage zuvor hatte der Mann dem 10-Jährigen 5 DM und eine Plastikuhr geschenkt; Alkoholiker nicht anwesend an diesem Tag; für Verschwinden unschuldig; wird um 15:00 Uhr von einem Zeugen gesehen; spielt Fußball; plötzlich verschwunden; wird zuletzt am Abend gegen 20:00 Uhr an der nahen Kreisstraße gesehen; Autobahn-Auffahrt nur wenige Kilometer entfernt; verschleppt?; ermordet?; umfangreiche Suchaktionen, u. a. in Kiesgruben; zerstörte Familie; Lebensfreude verloren; Erpressungsversuch vor Jahren; psychisch gestörte Frau wurde festgenommen; hat mit Verschwinden von Emin nichts zu tun;
- Zitate: „Emin, der von seiner Familie auch "Nemir" genannt wurde, bedeutet auf kurdisch "unsterblich".“
- Besonderheiten: Mutter und die zwei ältesten Brüder von Emin anwesend
- Belohnung: wird nicht erwähnt
- Bewertung: **
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Trotz der Ausstrahlung bei Aktenzeichen XY und einer großen medialen Präsenz der ersten XY-Sondersendung steht die Kripo weiterhin vor einem Rätsel. Keiner der Zuschauerhinweise konnte die Ermittler auf die Spur von Emin bringen, er bleibt unauffindbar. Mittlerweile wurde die Akte des Vermisstenfalls geschlossen, alle möglichen Spuren wurden ausermittelt und alle Hinweise abgearbeitet. Auch mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Verschwinden des 10-Jährigen ist unklar, was dem Jungen damals gegen 20:00 Uhr auf der Kreisstraße widerfahren ist. Wurde er verschleppt? Ermordet? Geriet er in die Fänge eines Pädophilen?
Die sieben Geschwister des 10-Jährigen sind mittlerweile alle erwachsen, haben teilweise schon eigene Kinder und eigene Familien gegründet. Dennoch denken viele von ihnen täglich an ihren 10-jährigen Bruder und machen zudem durch Erzählungen ihren Kindern ihren vermissten Bruder bzw. Onkel bekannt. Auch wenn die Geschwister das plötzliche Verschwinden ihres Bruders einigermaßen verarbeiten konnten, sind die Eltern an diesem Schicksalsschlag zerbrochen. Ihre Lebensfreude wurde ausgelöscht; Emins Mutter ist inzwischen schwer erkrankt.
Sollten erneut Hinweise zum Vermisstenfall des 10-Jährigen bei der Kripo eingehen, würde die Akte jederzeit wieder geöffnet werden. Die Kripo ist sich sicher, dass Emin Ö. Opfer eines Kapitalverbrechens wurde. Und Mord verjährt nie.
Vermisst: Tanja G.
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Trier
- Kommissar im Studio: Christian Soulier und Eric Samel (Staatsanwaltschaft Trier)
- Tag des Verschwindens: 07. Juni 2007, gegen 04:00 Uhr
- Details: 21-jährige Lehramtsstudentin Tanja G.; lebensfroh; großer Freundeskreis; sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern; vermissen ihre Tochter schmerzlich; 06. Juni 2007, gegen 19:30 Uhr: Tanja G. ist mit ihren Kommilitonen verabredet; wollen gemeinsam auf das Sommerfest der FH-Trier gehen; alljährliches Highlight; Tanjas Mutter fährt sie zum Campus; mit Gruppe von Jugendlichen verabredet; kennt die meisten erst seit kurzem; 13.000 Besucher; Gruppe verliert sich im Getümmel; Bekannter von Tanja ist noch mit ihr unterwegs; wird von einem anderen Jugendlichen weggescheucht; "Lass die Tanja in Ruhe"; 5.000 Bilder ausgewertet; erfolglos; 04:00 Uhr: wird beim Telefonieren gesehen; will in die Innenstadt; letzter Zeuge, der Tanja sieht; wirkt fröhlich; nicht übermäßig alkoholisiert; ihre Spur verliert sich seitdem; 04:30 Uhr: Anwohner wird von panischem Frauenschrei geweckt; unweit des FH-Geländes; Tanja?; 05:25 Uhr: Streit zwischen Paar; sieht Tanja ähnlich; Streitschlichter greifen ein; bis heute der Polizei unbekannt; Peugeot 307; gelbes Kennzeichen mit schwarzen Ziffern; SOKO gegründet; Spürhunde, Helikopter und Taucher eingesetzt; überall auf der Welt "gesehen";
- Zitate: „Es tut nur so weh. Man sagt einfach, es tut weh, aber man kann es einfach nicht beschreiben.“
- Besonderheiten: Mutter von Tanja G. sowie ihr Rechtsanwalt Detlef Böhm anwesend
- Belohnung: 30.000 €
- Bewertung: ***
- Status: (un)geklärt
Nachspiel
Der Fall wurde bereits im FF 1 der Sendung vom 27.09.2007 thematisiert, jedoch konnten damals durch die Ausstrahlung keine neuen Ermittlungsansätze gefunden werden, weswegen die Kripo sich für eine erneute Ausstrahlung bei XY, diesmal in einem XY-Spezial, entschieden hatte.
Am 17. Juli 2013 verstarb der Vater von Tanja G., Karl-Hans G., im Alter von 69 Jahren, ohne jemals erfahren zu haben, was seiner Tochter widerfahren ist. Karl-Hans G. litt sehr unter dem Verschwinden seiner Tochter, wodurch er auch gesundheitlich schwer angeschlagen war.
Bei Rodungsarbeiten auf einem schwer zugänglichen Gelände am Fuß eines Steilhanges in Trier-Pallien wurden am 11. Mai 2015 die sterblichen Überreste von Tanja G., ihr Studentenausweis sowie Bekleidung, Schmuckstücke und ein Handy gefunden. Am 12. Mai 2015 wurde von Polizei und Staatsanwaltschaft in einer Pressekonferenz offiziell bestätigt, dass es sich bei der Leiche um die vermisste Tanja G. handelt. Die Identifizierung war zunächst anhand des Gebisses erfolgt und später auch durch eine DNA-Untersuchung bestätigt worden. In der Sendung vom 20.05.2015 wird über das Auffinden der Leiche der 21-Jährigen berichtet. Es wird zudem eine neue SOKO gegründet, die die Todesumstände des Opfers klären soll.
Im Juni 2015 wurden am Fundort Versuche durchgeführt, die klären sollten, ob ein in der fraglichen Nacht gehörter Schrei von dort ausgegangen sein könnte. Auch ein Sturz vom Felsen wurde mit Hilfe von Dummys simuliert, um Vergleichsdaten zu erhalten.
Die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchungen wurden am 09. Juli 2015 in einer Pressekonferenz mitgeteilt. Demnach stammen alle Verletzungen, die am Skelett festgestellt wurden, vom Sturz. Spuren einer vorherigen Gewalteinwirkung wurden nicht gefunden. Durch die Sturzversuche konnte auch die wahrscheinliche Absturzstelle ermittelt werden. Ihre Beschaffenheit macht es unwahrscheinlich, dass Tanja G. gestoßen oder geworfen wurde, da eine zweite Person wahrscheinlich mit abgestürzt wäre. Auch die Verletzungen lassen es wahrscheinlicher erscheinen, dass Tanja G. auf dem abschüssigen Gelände ins Rutschen geriet und nicht bereits tot oder bewusstlos hinunter geworfen wurde. Eine Beteiligung weiterer Personen kann allerdings nicht ausgeschlossen werden.
Die Untersuchung der Armbanduhr und der weiteren bei der Leiche gefundenen Gegenstände lieferten keine neuen Ergebnisse. Die Untersuchung des stark beschädigten Handys erwies sich als sehr schwierig. Erst im November 2015 konnten Daten gesichert werden. Am 23. Juli 2015 wurde Tanja G. beigesetzt.
Am 28. Juni 2017 stellte die Staatsanwaltschaft Trier die Ermittlungen ein, da diese keinen belastbaren Hinweis für ein Fremdverschulden ergeben haben und es weitere Ermittlungsansätze nicht gebe. Es kann nicht restlos geklärt werden, ob Tanja G. gestoßen wurde oder ob sie tatsächlich selbst die Klippe hinunterstürzte und Opfer eines tragischen Unfalls wurde. Für ausführlichere Informationen:
- Todesfall Tanja G. - Wikipedia-Artikel
- Vermutlich Leiche von vermisster Studentin Tanja G. gefunden! - Der Spiegel vom 11. Mai 2015.
- Tanja G. - keine Hinweise auf gewaltsamen Tod! - Süddeutsche Zeitung/SZ.de vom 9. Juli 2015.
- Unfall wahrscheinlich: Ermittlungen im Todesfall Tanja G. eingestellt! - Frankfurter Allgemeine Zeitung/F.A.Z.net vom 28. Juni 2017.
Erste Ergebnisse
Nach Jahren neue Hinweise
XY-Zuschauer beteiligen sich rege an Suche nach vermissten Kindern
"Aktenzeichen XY" widmete sich in einer Sondersendung ausschließlich der Suche nach vermissten Kindern. Zu Gast bei Rudi Cerne waren auch Angehörige, die in bewegenden Worten Angst und Trauer der betroffenen Familien beinahe greifbar machten. Zahlreiche Zuschauer meldeten sich im XY-Studio, um bei der Klärung der vorgestellten Fälle Hilfestellung zu leisten.
Neben dem mysteriösen Verschwinden von Katrin K. wurden drei weitere Vermisstenfälle behandelt. Der zweijährige Felix war 2006 von seinem Vater abgeholt und nicht zu seiner Mutter zurückgebracht worden. Wochen später wurde die Leiche des Vaters über hundert Kilometer entfernt gefunden. Von Felix fehlt seitdem jede Spur.
Betroffen machten auch die Fälle des kleinen Emin, der vor 18 Jahren in Kerpen-Buir spurlos verschwand, und der Studentin Tanja G., die nach einem Fest an der Fachhochschule Trier 2007 nicht wieder auftauchte. Hoffnung vermittelte den Angehörigen das Gespräch von Rudi Cerne mit Brigitta S.. Die Mutter von Natascha K. hatte ihre entführte Tochter nach acht Jahren wieder in die Arme schließen dürfen.
Im Fall der vermissten Studentin Tanja G. weist die Staatsanwaltschaft Trier noch darauf hin, dass Hinweisgebern Vertraulichkeit zugesichert werden kann.
(Quelle: ZDF)
Bemerkungen
- Erstmalig in XY: Ein Spezial außerhalb der Serie.
- Veränderter Vorspann und Studio-Design, ansonsten normale Sendung.
- Age-Progression-Verfahren wird vorgestellt.
- Brigitta S., die Mutter der 8 Jahre gefangengehaltenen Natascha K. (SF 6 der Sendung vom 27.03.1998), erzählt im Studio von ihrem Leiden während der Entführung.
- Nach jedem FF sind jeweils Angehörige des/der Vermissten im Studio.
- Nach FF2 wird der Dipl. Psychologe Dr. Georg Pieper befragt.
- Originalaufnahmen von Vermissten in FF1 und FF4.
Nächste Sendung dieser Reihe: Spezial – Wo ist mein Kind? (2) vom 02.11.2011
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