Sendung vom 07.06.1968
Sendung Nr. 6 | Moderation: Eduard Zimmermann |
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Sendung Nr. 6 |
Moderation: Eduard Zimmermann |
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Filmfälle
Mord an Dr. Bernhard B. ("Mord im Wochenendhaus")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Wuppertal
- Beamter im Studio: Erster Staatsanwalt Hans-Georg Körner
- Tatzeit: 20. März 1968
- Details: Einbrecher hat sich im Wochenendhaus eingenistet und nutzt die Vorräte des späteren Opfers. Dr. B. überrascht den Täter, als er zu seinem Wochenendhaus kommt, um dort ungestört zu arbeiten. Der Sohn sucht seinen Vater und entdeckt Feuer im Haus. Er alarmiert die Feuerwehr und Polizei, aber der Verleger kann nur noch tot neben dem Haus aufgefunden werden. Er wurde mit einer Axt erschlagen. Der ungepflegte Täter ("u. a. auffallender Zahnbelag") nimmt währenddessen ein Taxi.
- Sprecher: Wolfgang Grönebaum
- Zitat: „Ja hier ist 21! Ja, sach ma, wo is'n der Willi? Schick ihn mir doch mal raus in die Burger Landstraße 72. Ich hab' hier 'n Fahrgast nach Düsseldorf. Ich kann die Fahrt nicht machen, ich bin hier bestellt.“
- Darsteller: Conrad Sevens, Hans-Rudolf Stein
- Besonderheiten: Dies ist der erste Mordfall in XY, der mit Hilfe von Zuschauerhinweisen gelöst werden konnte. Ein weiteres erstaunliches Detail dieses Filmfalls, das allerdings nur wenigen Zuschauern aufgefallen sein dürfte, ist die Tatsache, dass die Taxifahrer und die Streifenpolizisten tatsächlich mit Solinger Sprachfärbung sprechen. Es wurden also Schauspieler gefunden, die aus Solingen stammen.
- Belohnung: 16.000,- DM
- Bewertung: ***
- Status: geklärt
Nachspiel
Der Mord wird durch den Vater des Täters geklärt, was jedoch bis zu dessen Tod geheimgehalten wird. Klärung des Falls in der Sendung Eduard Zimmermann: Meine größten Fälle.
Fahndung nach Hermann St. ("Der Tresorknacker")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo München
- Beamter im Studio: Kriminalamtmann Albert Kohler
- Details: Gefängnisflucht aus U-Haft in Bamberg; Tresoreinbrüche; besondere Arbeitsweise; in Landratsämter mehrere Formulare für Ausweise, Waffenscheine, Kfz-Papiere und Dienstsiegel gestohlen; Karton mit Adresssenaufkleber von Gärtnerei zurückgelassen; darin waren Tulpenzwiebeln für Frau des Polizeimeisters; Nachbar war Komplize von Hermann St.; hat möbliertes Zimmer in Nürnberg gemietet; Hermann St wird dort zunächst verhaftet; möglicher Komplize Alfred V. wird auch gesucht
- Zitate: „An der Gefängnismauer werden in diesen Tagen Reparaturarbeiten ausgeführt. Eine Lücke in der Mauer ist aus diesen Grund nur provisorisch durch einen Bretterzaun gesichert ... Sehr provisorisch, wie sich an diesem Sonntagmorgen zeigt.“ (Sprechertext Wolfgang Grönebaum) / „Hey, halt! Komm sofort zurück, haaalt!“ / „Nicht schlecht, saubere Arbeit. Und obendrein noch gründlich.“ / „Was, der Karton? Nein. Das hätte ich bestimmt untersagt. Bei uns herrscht doch Ordnung.“
- Sprecher: Wolfgang Grönebaum
- Darsteller: Kurt Bülau, Norbert Gastell, Anton Hörschläger (auch Toni Hörschläger), Franz-Xaver Kroetz, Horst Letten, Ludwig Schütze
- Belohnung: jeweils 4.000 DM
- Bewertung: *
- Status: geklärt
Nachspiel
Hermann St. wurde vier Wochen später in Lugano in der Schweiz festgenommen. Er erschoss bei seiner Festnahme einen Polizisten, ein anderer wurde lebensgefährlich verletzt. St. konnte zunächst noch fliehen, wurde aber kurz vor der italienischen Grenze verhaftet. Die Auflösung wurde in der Sendung vom 02.08.1968 verkündet.
Nach einem Ausbruch aus der Strafanstalt Regensdorf wird er im SF 1 der Sendung vom 14.01.1972 zum zweiten Mal in XY gesucht, und fast 20 Jahre später wird im SF 1 der Sendung vom 05.12.1986 wegen Bankraubs zusammen mit einem Komplizen erneut nach ihm gefahndet.
Er wird erst Jahre später gefasst und sorgt 1998 für einen großen Justizskandal in Bayern, als die Staatsanwaltschaft unerlaubt die Telefonate seiner Anwälte abhörte. Siehe hierzu den folgenden Spiegel-Artikel aus Heft 21/1998:
- »Illegaler Lauschangriff« - Der Spiegel vom 17. Mai 1998.
Fahndung nach Hubertus von Sch. ("Der adelige Verbrecher")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Lüneburg
- Beamter im Studio: Kriminaloberrat Heinz Schüler
- Details: Mischtäter mit zahlreichen Betrügereien und Banküberfällen, Tankstellenpächter erhält Schuldschein, Komplize bestellt Uhr bei einem Juwelier, Zusammenhänge zwischen Banküberfall und Scheckfälschungen; Polizei stellt eine Falle und nimmt ihn fest.
- Zitate: „Ich hab ihm einfach geglaubt, dass er sein Geld vergessen hat. Wegen 10 Liter Benzin macht man sich doch nicht gleich strafbar.“ / „Ja wissen sie, wir haben da so 'n Burschen. Er ist zweimal als Einzeltäter bei ländlichen Sparkassen aufgetreten. Auf den könnte die Beschreibung passen. Aber ich glaube, der sitzt noch.“ / „Der Juwelier ahnt nicht, dass er einen lang gesuchten Betrüger vor sich hat.“ (Sprechertext Wolfgang Grönebaum)
- Sprecher: Wolfgang Grönebaum
- Darsteller: Joachim Boldt, Kai Bronsema, Berno von Cramm, Hans Daniel, Karl-Friedrich Gerster, Karl-Heinz von Hassel, Walter Petersen
- Belohnung: 1.000 DM
- Bewertung: *
- Status: geklärt
Nachspiel
Der Fall v. Sch. führte zum ersten Fahndungsirrtum in der Historie von XY. Aufgrund eines Zuschauerhinweises in dieser Sendung wurde ein Pelzhändler in Österreich verhaftet, der von Sch. sehr ähnlich war. Er hatte sich als "von Sims" in ein Hotel eingetragen. Er beging darauf in derselben Nacht in der Zelle Suizid, was vermutlich nichts mit Aktenzeichen XY zu tun hatte. Der Pelzhändler hatte bereits vor der Sendung seine Selbsttötung in zwei nicht abgeschickten Briefen angekündigt. Einer davon war an Professor Bernhard Grzimek adressiert. Den Tierfilmer, Zoologe, und Moderator machte er für den Ruin seiner Firma verantwortlich, und zwar wegen der Kritik an der Tötung junger Seehunde in Grzimeks Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere". Das schreibt Eduard Zimmermann in seinem Buch "Das unsichtbare Netz", S. 125-127. Nochmalige Fahndung nach Hubertus von Sch. in der September-Sendung vom 13.09.1968.
Der tatsächlich Gesuchte stellte sich im November 1968 in Kassel den Behörden. Reporter einer Illustrierten hatten ihn in Frankreich aufgespürt und zur Aufgabe überredet. Von Sch. stellte eine überraschende Bedingung: Ein Treffen mit Eduard Zimmermann! In "Das unsichtbare Netz" wird der Fall ausführlich beschrieben, S. 155-157. Dort findet sich auch ein Foto des Festgenommenen, flankiert von seinem Verteidiger Rolf Bossi sowie von Eduard Zimmermann. Von Sch. wurde wegen insgesamt sechs Banküberfällen und 30 anderen Straftaten verurteilt.
Die Studiofälle der Sendung:
- SF 1: Fahndung nach Wolfgang Sch., der mit einem Trick Konten auf die Namen verstorbener Personen eröffnet. Nach ihm wird nochmals im SF 4 der Sendung vom 11.04.1969 gefahndet, da er es versteht, sich durch Änderung seines Aussehens und falsche Pässe der Verhaftung zu entziehen.
Geklärt: Wolfgang Sch. wurde am 14. Dezember 1969 am deutsch-dänischen Grenzübergang bei Flensburg von einem Grenzschutzbeamten erkannt und festgenommen. Er war zwei Jahre vorher aus dem Gefängnis ausgebrochen. Auflösung in der Sendung vom 23.01.1970.
- SF 2: Kripo Köln – Fahndung nach Heinrich Sch., einem mutmaßlichen Einbrecher.
Geklärt: Durch einen Zuschauerhinweis konnte die Kölner Polizei Heinrich Sch. festnehmen. Die Verhaftung wird in der Folgesendung bekanntgegeben.
- SF 3: Fahndung nach den Brüdern Simon L. und Eugen L. wegen Betrugs mit Schwindelfirmen. Eugen L. ist bereits zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er konnte vor Strafantritt aber fliehen.
- SF 4: Kripo Düsseldorf – Fahndung nach Abraham F. wegen Betrugs mit Waren im Wert von 10-15 Mio. DM. Er ist vermutlich mit einem perlweißen Mercedes 300 mit dem Düsseldorfer Kennzeichen "D-AS 667" unterwegs.
XY gelöst – der Rückblick
Zwischenergebnisse aus früheren Sendungen:
- FF 1 der vorherigen Sendung: Ede geht auf den Fall "Offenbacher Kreisel", dem Mord an dem Taxifahrer Heinz Sch. aus der letzten Sendung ein: 200 Hinweise gingen ein - und „so ganz nebenbei“ (Ede) konnte die Polizei einen Rauschgift- und einen Schieberring mit Waffen ausheben und sprengen. Ein Anrufer, der unbekannt bleiben möchte, wird gebeten, sich nochmal zu melden. Ede bietet sich persönlich als Vermittler an.
- FF 2 der vorherigen Sendung: Es gibt eine Wendung im Fall der "Mercedes-Bande", auch aus der letzten Sendung: Seitdem ist in München nur noch ein einziger Mercedes 250 verschwunden. Spuren führten nach Österreich – sodass auch Teddy von Entwicklungen im Fall berichtet. Er erwähnt, dass die Schmugglerbande viel Internationaler verzweigt ist als bisher angenommen und dass neue Spuren, auch im Ausland verfolgt werden.
- FF 3 der vorherigen Sendung: Weitere wichtige Zeugen meldeten sich auch zum Fall der Juwelier-Einbrüche in Berlin, ebenfalls aus der letzten Sendung.
- SF 1 der vorherigen Sendung: Auch in der Fahndung nach Klaus F. und Christa L. aus der letzten Sendung ist die Polizei ein Stück weitergekommen. Die beiden Gesuchten sind nach wie vor mit einem weißen Ford 17m unterwegs. Der hat aber inzwischen ein gestohlenes Kennzeichen aus Arnsberg/Nordrhein-Westfalen.
XY gelöst
- SF 3 der vorherigen Sendung: Johann W. aus der letzten Sendung, der seinen Vater ermordet haben soll, war zur Zeit der Ausstrahlung bereits festgenommen.
Bemerkungen
- Es kamen Ergebnisse zustande, mit denen die Polizei nicht gerechnet hat. Siehe Rückblick.
- Filmfall 1 ist die lange Version aus der Best Of-Sendung Eduard Zimmermann: Meine größten Fälle vom 08.10.1997. Es war der erste Mordfall, der mit Hilfe von XY geklärt wurde.
- Eine der Fahndungen dieser Sendung (Studiofall 1) wird 20 Jahre später, und zwar in der Sendung vom 02.12.1988 (Studiofall 4) wiederholt.
- Weiterer Darsteller: Helmut Rositzka
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